Corona-Pandemie

Schanghai im Ost-West-Konflikt

Im kommunistischen China sind nicht alle gleich. Das gilt auch beim Lockdown in der Millionen-Metropole Schanghai.

Schanghai im Ost-West-Konflikt

nh

Über ganz Schanghai lacht die Sonne. Die Hälfte der Megametropole kann damit etwas anfangen, die andere hat nichts zu lachen. Die Demarkationslinie läuft entlang des Huangpu-Flusses. Auf der Ostseite Pudong mit den endlosen Hochhausanlagen befinden sich die Anwohner unvorbereitet und unterversorgt im spontan verordneten Lockdown und stehen vor der Frage, wann der nächste Nasenabstrich kommt. Auf der Westseite Puxi mit der reizvollen Kolonialarchitektur und den zahllosen Boutiquen und angesagten Coffeeshops stellt sich die Frage, ob man in die Sonne blinzeln oder schattig sitzen möchte und der Iced Frappuccino mit Osmanthusblüte oder Zimt bestäubt sein soll. Am Freitag geht Puxi in den Lockdown und Pudong öffnet sich. Dann wird den arroganten Westlern das Lachen schon vergehen, tröstet sich der Ost-Schanghaier. Die Puxi-Fraktion kann darüber nur lächeln. Man hatte Zeit, sich mit straff organisierten Hamsterkäufen alles zu besorgen, was das Herz im Lockdown begehrt. Die Lieferketten sind nun völlig ausgelaugt und die Freigänger im Osten kriegen wieder frische Luft, aber immer noch keine Frischwaren.

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