KommentarBitcoin-ETF

Die SEC stutzt sich selbst die Krallen

Die US-Börsenaufsicht SEC hat ihre jüngste Niederlage im Streit um Spot-basierte Bitcoin-ETFs selbst heraufbeschworen. Mit ihren überambitionierten und wechselhaften Regulierungsversuchen schadet die Behörde ihren eigentlich hehren Zielen.

Die SEC stutzt sich selbst die Krallen

Bitcoin-ETF

SEC stutzt sich selbst die Krallen

Von Alex Wehnert

Die US-Börsenaufsicht schadet mit ihrer launenhaften Regulierung ihren eigentlich hehren Zielen.

Die US-Börsenaufsicht SEC hat sich den jüngsten Rückschlag für ihre Krypto-Regulierungskampagne selbst zuzuschreiben. So hat ein US-Gericht einen ablehnenden Bescheid des Regulators für einen Spotmarkt-basierten Bitcoin-ETF der Investmentgesellschaft Grayscale aufgehoben. Das Urteil ist potenziell folgenschwer, könnte nun doch eine ganze Reihe an Freigaben für Indexfonds auch großer Assetmanager fällig werden, die direkt in die Kryptowährung investieren sollen.

Insgesamt hat die SEC bisher mehr als 30 Anträge auf Registrierung solcher Produkte abgeschmettert und dabei stets auf die geringe Liquidität, hohe Volatilität und Manipulationsanfälligkeit des zugrundeliegenden Marktes verwiesen. Das Problem dabei: Die Aufsicht hatte Futures-basierten Bitcoin-ETFs bereits 2021 die Freigabe erteilt und damit die Büchse der Pandora geöffnet. Denn ähnliche Investmentvehikel sind nach US-Recht auch kongruent zu regulieren – ein Grundsatz, dem nun auch die Richter im Fall Grayscale gefolgt sind.

Tatsächlich erschließt sich nicht, warum ETFs auf Futures-Basis mehr Investorenschutz bieten sollten als Spotmarkt-Vehikel. Sicher, an Terminbörsen wie der Chicago Mercantile Exchange sind große Marketmaker unterwegs und sorgen für Liquiditätszufuhr. Doch die Argumentation von Grayscale, dass die für Bitcoin-Futures genutzten Wechselkurse auf Daten von Kryptobörsen basieren und damit direkt durch Schwankungen und Manipulationsversuche im Spotmarkt beeinflusst werden, ist schlüssig.

Das soll nicht heißen, dass eine Freigabe für Spot-Bitcoin-ETFs wünschenswert wäre. Doch wenn die SEC ihre Position glaubhaft hätte vertreten wollen, hätte sie auch Futures-Vehikeln kein grünes Licht geben dürfen. Eine der Richterinnen im Fall Grayscale bezeichnet das Vorgehen der Aufsicht als "willkürlich und launisch" – und trifft den Nagel damit auf den Kopf. Die SEC mag unter ihrem Vorsitzenden Gary Gensler hehre Ziele verfolgen, prescht aber wiederholt mit überambitionierten Regulierungsvorhaben oder unüberlegt wirkenden Vollstreckungsmaßnahmen vor.

Das betrifft nicht nur den Kryptomarkt. Auch für den Aktienhandel, Geldmarktfonds sowie die Private-Equity- und Hedgefonds-Branche hat die SEC umfangreiche Reformvorhaben auf den Weg gebracht oder sogar durchgedrückt, musste nach heftigem Gegenwind aus den jeweiligen Sektoren aber wiederholt zurückrudern oder Kompromisse eingehen. Wenn die Aufsicht wie in Bezug auf Bitcoin-ETFs auch noch ihre eigene Argumentation unterwandert, dann stutzt sie sich erst recht selbst die Krallen – und droht damit, zum harmlos schnurrenden Papiertiger zu werden.

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