KommentarBritische Großbanken berichten

Barclays’ Investmentbank ist ein Unsicherheitsfaktor

Barclays hat überraschend gute Zahlen vorgelegt. Doch die hauseigene Investmentbank ist ein Unsicherheitsfaktor für das Institut.

Barclays’ Investmentbank ist ein Unsicherheitsfaktor

Barclays

Unsicherheitsfaktor Investmentbank

Von Andreas Hippin

Trübt sich das Umfeld ein, wird Barclays die Ziele für die Investmentbank nur schwer erreichen.

Die gute Nachricht zuerst: Barclays hat ein Quartalsergebnis vorgelegt, das weit über den Markterwartungen lag. Das Geschäft auf dem Heimatmarkt brummt. Großbritannien und die Vereinigten Staaten, die beiden Volkswirtschaften, in denen die Rivalin der Deutschen Bank das meiste Geschäft macht, steuern auf eine weiche Landung zu. So sieht es zumindest C.S. Venkatakrishnan, der CEO der britischen Großbank.

Die Teuerungsrate bewegt sich auf beiden Seiten des Atlantiks nach unten. Dabei bleibt die Arbeitslosigkeit niedrig und die jeweilige Volkswirtschaft hört nicht auf zu wachsen. Das sollte doch in eine weitere Zunahme der Übernahmen und Fusionen führen. Die hauseigene Investmentbank von Barclays würde davon profitieren.

Noch weit von den Zielen entfernt

Sie hatte im Kapitalmarktgeschäft nicht so überragend abgeschnitten wie von manchen Marktbeobachtern mit Blick auf die Erfolge von US-Wettbewerbern in diesem Segment erhofft. Dafür punktete Barclays in anderen Segmenten wie dem Advisory-Geschäft.

Am Ende blieb der Beitrag der Investmentbank zum Quartalsergebnis vor Steuern nur minimal unter den Markterwartungen, was von anderen Sparten wie Barclays UK locker ausgeglichen wurde. Doch die Sparte ist den Anfang des Monats verkündeten Zielen im dritten Quartal trotz des günstigen Umfelds nicht viel näher gekommen.

Dominantes Anleihengeschäft

Ihr Anteil an den risikogewichteten Assets von Barclays schrumpfte im Vergleich zum zweiten Quartal um gerade einmal einen Prozentpunkt auf 57%. Das ist weit entfernt vom Zielwert von 50%, der bis Ende übernächsten Jahres erreicht werden soll. Das Verhältnis von Kosten und Einnahmen verschlechterte sich. Die Abhängigkeit vom DCM-Geschäft (Debt Capital Markets) ist im Vergleich zu den Rivalen von der Wall Street immer noch groß. Es lieferte 58% der Einnahmen im Investment Banking.

Sollte sich herausstellen, dass Labour das von der neuen britischen Regierung angestrebte Wachstum nicht erreichen wird, könnte sich die Sparte schnell zum Unsicherheitsfaktor für die Gruppe entwickeln. Ganz abwegig ist das nicht. Denn Steuererhöhungen und Schwarzmalerei fördern in der Regel nicht die Investitionsbereitschaft.

Risiko US-Wahl

In den Vereinigten Staaten ist völlig unklar, wer die Präsidentschaftswahl am 5. November gewinnen wird. Je nach Lagerzugehörigkeit werden für den Fall eines Sieges der anderen Seite Untergangsszenarien heraufbeschworen. Noch lässt sich das alles ausblenden. Doch bald wird sich zeigen, ob Barclays nur bei schönem Wetter punkten kann.

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