Notiert inParis

Sorgen um den gallischen Hahn

Der Ausstatter der französischen Olympia-Mannschaft ist finanziell nicht in Bestform. Das schürt Ängste, die Outfits könnten nicht rechtzeitig fertig werden.

Sorgen um den gallischen Hahn

Notiert in Paris

Sorgen um den gallischen Hahn

wü Paris
Von Gesche Wüpper

Hier eine gesperrte Straße, dort eine geschlossene Metro-Station und dazu jede Menge Fake News zu den geplanten Einschränkungen des Verkehrs: In Paris werden die Vorbereitungen für die Olympischen Spiele im Alltagsleben immer sichtbarer. Der Besuch von US-Präsident Joe Biden und seinem ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj in den letzten Tagen hatte bereits einen gewissen Vorgeschmack gegeben. Die Zubringerautobahnen und die Gegend rund um den Élysée-Palast wurden aus Sicherheitsgründen abgeriegelt. Flüchte, wer kann, lautet denn auch das Motto vieler Einwohner von Paris für die praktischerweise in den Sommerferien stattfindenden Olympischen Spiele.

Schlaflose Nächte bereitet neben Olympia und dem Ausgang der Europawahlen auch die Situation von Le Coq Sportif. Denn der Sportartikelhersteller steht für Made in France und ist der offizielle Ausstatter der französischen Olympia-Teams. Doch er hinkt mit der Lieferung der Outfits hinterher. Die Suspendierung der Notierung seines Hauptaktionärs Airesis vor einer Woche an der Börse von Zürich heizte zusätzlich Spekulationen an, er werde mit der Bestellung nicht rechtzeitig fertig. Airesis hatte ihre Bilanz nicht Ende Mai veröffentlichen können, obwohl die Investmentgesellschaft sie bereits um einige Wochen verschoben hatte. 

Finanziell gerupft

Das sei unnötige Panikmache, verteidigt sich das 1882 gegründete Unternehmen aus dem südöstlich von Paris gelegenen Romilly-sur-Seine. Die 220.000 für die offizielle Delegation, Schiedsrichter und Helfer bestellten Kleidungsstücke lägen bereits auf Lager, und zwei Drittel der für die Sportler bestimmten Teambekleidung seien fertig. 30.000 Teile der Wettkampfoutfits werden noch produziert, da es sich um Maßanfertigungen handelt und noch nicht alle Teilnehmer endgültig feststehen. Die Lieferungen hätten Ende Mai begonnen und würden sich bis Anfang Juli hinziehen, erklärt Le Coq Sportif. Man stehe in engem Kontakt zu den Föderationen der einzelnen Sportarten – auch um individuelle Änderungen vornehmen zu können.

Allerdings ist der Sportartikelhersteller mit dem gallischen Hahn als Markenzeichen finanziell nicht gerade in olympischer Form. Er soll letztes Jahr von öffentlicher Hand und Banken vor der Pleite gerettet worden sein. Hauptaktionär Airesis, der 78% des Kapitals hält, hat letztes Jahr einen Umsatz von 121 Mill. Schweizer Franken verbucht und den Verlust von 2 Mill. Franken ein Jahr zuvor auf 36 Mill. Franken ausgeweitet. Die Zahlen spiegeln die finanziellen Schwierigkeiten des sportlichen Hahns wider, da er die Hauptbeteiligung von Airesis ist. Der Finanzinvestor ist überzeugt, dass ihm die Olympischen Spiele zu neuem Schwung, zu einem Umsatzwachstum von 20% bis 30% pro Jahr verhelfen werden. Le Coq Sportif tritt in Paris an, wenn auch mit etwas gerupften Federn. Unter welcher Regierung, muss sich indes erst noch zeigen.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.