Washington

Trump und die abtrünnigen Republikaner

Donald Trump will zwar wieder US-Präsident werden. Mittlerweile kehren ihm aber immer mehr Republikaner den Rücken. Dazu haben insbesondere die Niederlagen bei den jüngsten Zwischenwahlen beigetragen, bei denen die von Trump unterstützten Kandidaten peinliche Schlappen erlitten.

Trump und die abtrünnigen Republikaner

Gehofft hatte er, einen republikanischen Durchmarsch bei den Kongresswahlen als Sprungbrett zu einer weiteren Präsidentschaftskampagne zu nutzen, doch nun ist für den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump alles ganz anders gekommen. Anstelle eines Erdrutschsiegs haben die Republikaner bei den Zwischenwahlen im Senat sensationell an Boden verloren. Schuld daran, das denken fast alle unter ihnen, ist Trump. Mittlerweile wagen es auch immer mehr Republikaner, sich von dem Unternehmer abzuwenden. Unterdessen gerät dessen Präsidentschaftskampagne, die er vor wenigen Wochen verkündete, bedenklich ins Wanken.

So hatte sich das der Immobilienunternehmer jedenfalls nicht vorgestellt. Mehr als zwei Drittel der Kandidaten, die er für diverse Ämter unterstützt hatte – ausgesucht hatte er diese allein aufgrund der persönlichen Loyalität ihm gegenüber –, erlitten peinliche Schlappen. Tiefpunkt war bei der jüngsten Stichwahl in Georgia die Niederlage des Football-Stars Herschel Walker. Er war der einzige Republikaner, der in dem traditionell konservativen Südstaat seine Wahl nicht gewinnen konnte. Im Endergebnis gereichte das wiederum allen Republikanern zur Blamage. Dass nämlich die Partei eines amtierenden Präsidenten – der im Falle Joe Bidens zudem unbeliebt ist – bei den Zwischenwahlen sogar zulegt, hatte es seit 1934 nicht mehr gegeben.

Gleichzeitig scheinen bei Trump die Stricke zu reißen. So hatte kurz vor der Stichwahl ein Gericht in Manhattan dessen Firmenimperium wegen Steuerhinterziehung verurteilt. Auch goss „The Donald“ selbst mit einer Serie von Entgleisungen Öl ins Feuer. Zu einem opulenten Abendessen auf seinem Wohnsitz Mar-a-Lago lud er den Holocaust-Leugner Nick Fuentes sowie Anhänger der Q-Anon- Bewegung ein, die zu den Organisatoren des gescheiterten Putschversuchs im US-Kapitol zählten. Später rief Trump dazu auf, die amerikanische Verfassung außer Kraft zu setzen.

Wie aber geht es bei Trump und den Republikanern nun weiter? Schließlich hatte er nach vergangenen Skandalen seinen Kopf immer wieder aus der Schlinge ziehen können. Dass es diesmal anders sein wird, davon ist unter anderem der konservative Radiomoderator Erick Erickson aus Georgia überzeugt, der Trump 2020 noch aktiv unterstützt hatte. Er stellt fest, dass gerade in den wichtigen „Swing States“ die Wähler reihenweise dessen Kandidaten eine Abfuhr erteilten. „Wenn Republikaner wieder gewinnen wollen, dann müssen wir uns endlich von einem verbitterten, alten Mann verabschieden, der nichts mehr übrig hat außer einer Möchtegern-Twitter Plattform“, so Erickson.

Dass der 45. Präsident mittlerweile kein Königsmacher, sondern vielmehr ein Garant für vermeidbare Niederlagen ist, erkennen auch seine Parteifreunde. „Trump hat einfach seinen Zauber verloren“, sagte der konservative Fox-News Moderator Stuart Varney. Selbst Alyssa Farah Griffin, die im Weißen Haus unter Trump Kommunikationschefin war, forderte ihre Parteifreunde auf, dessen neue Präsidentschaftskampagne zu torpedieren. Er sei nicht nur „für das Amt einzigartig unqualifiziert, sondern stellt eine Gefahr für die Demokratie dar“, so Griffin. Besonders schmerzhaft: Selbst Trumps Tochter Ivanka will diesmal mit seiner Präsidentschaftskampagne nichts zu tun haben.

Zwar sprechen viele Republikaner privat ihre Verachtung für Trump aus, halten sich im politischen Alltag aber bedeckt, und genau darin besteht das Dilemma der konservativen Partei. Zwar deuten Umfragen darauf hin, dass nach den Niederlagen Trumps politische Basis ein wenig abzubröckeln beginnt. Ein gutes Drittel aller Wähler hält aber weiter zu dem Unternehmer, und auf diese können weder Abgeordnete noch Senatoren ver­zichten.

Die Lösung könnte in einem anderen Populisten bestehen, der aber geschickter ist und dessen Narzissmus ihm nicht den Blick für die Realität versperrt. Tragfähige Kandidaten könnten Floridas Gouverneur Ron DeSantis oder Glenn Youngkin sein, der in Virginia die Regierungsgeschäfte führt. Früher beide Anhänger des früheren Präsidenten, feierten sie große Erfolge, sobald sie zu ihm auf Distanz gingen. Genau darin könnte das neue Erfolgsrezept bestehen, sind viele Republikaner überzeugt.