Trump und die Forderung nach „Baby Boni“
Trump und die „Baby-Prämien“
Von Peter De Thier
Notiert in Washington
Seit über zwei Monaten attackiert der republikanische Spitzenkandidat Donald Trump seine Gegnerin Kamala Harris. Wegen der hohen Inflation, der angeblich schwachen Wirtschaft und der Migrantenkrise. Währenddessen ist eine Diskussion in den Hintergrund getreten, die Trump und sein designierter Stellvertreter JD Vance nun wieder forcieren wollen: eine Familienpolitik, die darauf abzielt, die Geburtenrate in den USA zu erhöhen. Sie hätten mit dem Erreichen „organischen Bevölkerungswachstums“ nämlich zugleich ein Argument, um die Einwanderung einzudämmen.
Vance hatte sich kürzlich den Zorn vieler US-Wählerinnen zugezogen. In einem Interview aus dem Jahr 2021, das nun wieder auftauchte, hatte er dafür plädiert, dass Eltern bei Wahlen mehr Stimmen bekommen sollten als kinderlose Personen. „Wir sollten allen Kindern eine Stimme geben und die Eltern diese kontrollieren lassen“, sagte Vance. Die Begründung dahinter: „Mit ihren Kindern investieren Eltern zugleich in die Zukunft und sollten daher in unserer demokratischen Republik ein stärkeres Mitspracherecht haben.“ Dann legte er nach und warnte davor, dass bald „kinderlose Katzenfrauen unsere Nation regieren werden“.
Zwischenzeitlich hat der Trump-Vize zurückgerudert. Es haben sich nur um ein „gedankliches Experiment“ gehandelt, sagt der Senator aus Ohio jetzt. Gleichwohl haben ähnliche Argumente Eingang in den Wahlkampf gefunden. So hat sich Trump für „Baby-Prämien“ („baby bonuses“) ausgesprochen. Er folgt damit dem Beispiel seines Freundes Viktor Orbán. Der ungarische Regierungschef verteilt Kredite in Höhe von circa 30.000 Euro für die Geburt des ersten Kindes. Hat ein Ehepaar dann einen zweiten und dritten Sprössling, muss das Darlehen nicht zurückgezahlt werden. Ähnliche Gedanken schweben nun dem früheren US-Präsidenten vor.
Auch hat sich Trump kürzlich zum ersten Mal für die Subventionierung von In-vitro-Befruchtungen ausgesprochen. Dies würde es auch älteren Frauen ermöglichen, Kinder zu haben, argumentiert er. Und Vance, der ebenfalls für direkte Zuschüsse plädiert, geht noch weiter. Er verlangt nun, dass der Staat für jede Geburt die Krankenhaus- und Arztkosten übernimmt. Diese können sich in den USA selbst ohne Komplikationen auf über 15.000 Dollar belaufen und bereiten vielen Familien finanzielle Probleme.
Unterdessen schätzen Experten die Erfolgsaussichten als gering ein. Sie verweisen zum einen darauf, dass eine „aktivierende Familienpolitik“, wie es etwa die AfD in Deutschland nennt, in Europa kaum Ergebnisse gebracht habe. Der Ökonomieprofessor Phillip Levine ist davon überzeugt, dass Trumps Baby-Prämien keine Paare, die kinderlos bleiben wollen, zum Umdenken zwingen werden. Der Akademiker befasst sich mit den wirtschaftlichen Folgen demografischer Veränderungen. „Niemand wird deswegen Kinder haben wollen, weil er vom Staat einmal 2.000 Dollar bekommt.“