Ungefeierter Geburtstag
Notiert in Frankfurt
Ungefeierter Geburtstag
Von Alexandra Baude
75 Jahre sind schon ein stolzes Alter. Und an und für sich ein Grund, so richtig zu feiern. Insbesondere, nachdem mit Corona jüngst doch ein ganz schöner Stolperstein zu überwinden war. Was also läge näher, als die 75. Auflage der Frankfurter Buchmesse mit einem rauschenden Fest zu begehen?
Am Hauptbahnhof ist noch nichts zu sehen
Wer aber in den vergangenen Tagen am Frankfurter Hauptbahnhof ankam, wird sich verwundert die Augen gerieben haben. Die Verlage haben wie sonst auch immer eifrig mit ihren Neuerscheinungen auf Plakaten und Bodenaufklebern geworben. Von der Buchmesse selbst war aber nichts zu sehen: weder Plakate noch Hinweisschilder oder der begehbare Buchstand in der Bahnhofsvorhalle. Den ersten sichtbaren Hinweis gab es beim Nordausgang, wo zwei Rikschafahrer ebenso stimmgewaltig wie vergeblich um Kundschaft für die Fahrt zur Messe geworben haben.
Glückwunsch dem Frankfurt Marathon zum 40.!
Eine Freude für die Autofahrer dürfte in diesem Jahr gewesen sein, dass sich nicht wie sonst eine schier endlose Menschenschlange vom Hauptbahnhof bis zur Messehalle gequält hat – nur unterbrochen durch die Ampelschaltungen. Denn an Zebrastreifen war für die motorisierten Verkehrsteilnehmer oft Verzweiflung angesagt. Viel offensichtlicher auf diesem wenige hundert Meter langen Weg wird sich hingegen der Frankfurt Marathon präsentieren, der am 29. Oktober stattfindet. Herzlichen Glückwunsch an der Stelle an den zweitgrößten Marathon nach Finisherzahl und zweitältesten Citymarathon Deutschlands zum 40. Geburtstag!
Ebenfalls nicht ganz so bevölkert wie gewohnt waren die Messehallen. Und das liegt nicht nur an den Korridoren, die schon in den vergangenen beiden Jahren wegen Corona erheblich breiter geworden sind. Es ist einfach weniger los – sowohl was die Besucher betrifft, aber auch die Aussteller haben nicht mehr ganz so zahlreich den Weg in die Mainmetropole angetreten. Ersichtlich ist dies an vielen Stellen.
Breite Gänge, leere Stände
So sind die Hallen nicht mehr bis zum letzten Meter ausgenutzt. Zwischen letzter Reihe und Mauerwerk zeigt sich meist ein großzügiger Gang von mehreren Metern. Zwischendurch gibt es immer wieder unbesetzte Stände. Manche namentlich gekennzeichnet, aber doch nicht bezogen, viele aber auch einfach nur leer. Entsprechend zahlreich und flächenmäßig großzügig sind dann auch die Ruhezonen eingeplant worden. Verstärkt wird der Eindruck, dass nicht mehr so viel los ist, auch durch den Trend zu Gemeinschaftsständen.
Italien läuft sich warm
Angefangen vom Gemeinschaftsstand zu Hörbüchern und Kalendern oder auch der österreichischen Verlage unter dem Logo „Austria“ – und analog Frankreich oder Italien. Wobei Letzteres sich warmläuft, um am Sonntag den Staffelstab von Slowenien als Gastland zu übernehmen. Nach 36 Jahren zum zweiten Mal im Übrigen. Nachdem Italien „immer stolz auf seine Vergangenheit, aber stets mit Blick in die Zukunft“ ist, lautet das Motto „Verwurzelt in der Zukunft“.
Mit „Vereinte Kompetenz für die Literatur“ umschreiben ARD, ZDF und 3Sat, die gefühlt immer mit einer eigenen Bühne vertreten waren, das Zusammenrücken auf einen gemeinsamen Auftritt. Seit Jahren schon sucht man die Showküchen vergeblich. Schmal ist sie über die Jahre geworden, die alte Dame Buchmesse. Einen ungefeierten Geburtstag, selbst wenn die ersten Tage nur Fachpublikum zugelassen war, hat sie nicht verdient.