Ungemütliches Geschäftsjahr
Dass Volkswagen nach dem ersten Quartal die Ziele für das laufende Geschäftsjahr bestätigt, hat nicht viel zu sagen. Das aktuelle Signal der Zuversicht von Europas größtem Autobauer, die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs, der andauernden Versorgungsengpässe bei Halbleitern und anderen wichtigen Zulieferteilen sowie der nach wie vor nicht ausgestandenen Corona-Pandemie dank der globalen Aufstellung des Wolfsburger Konzerns großenteils abfedern zu können, wird nur unter bestimmten Voraussetzungen Bestand haben: Verschärfungen der Covid-19-Krise, wie sie sich derzeit im wichtigsten Einzelmarkt China zeigen, dürfen keine weiteren Kreise ziehen, Engpässe bei der Versorgung mit wichtigen Zulieferteilen sich nicht wesentlich ausweiten. Den Jahresausblick stellt das Unternehmen selbst auch unter den Vorbehalt, die konkreten Auswirkungen der Entwicklungen im Ukraine-Krieg nicht genau abschätzen zu können.
Zum Geschäftsjahresauftakt hat Volkswagen von einem Bewertungseffekt aus Sicherungsgeschäften für Rohstoffe profitiert: Ein Sonderertrag von 3,5 Mrd. Euro, ohne den das operative Ergebnis vor Sondereinflüssen aus dem Dieselskandal mit rund 5 Mrd. Euro aber noch um etwa 200 Mill. Euro über Vorjahr lag. Trotz eines Rückgangs der weltweiten Fahrzeugauslieferungen im ersten Quartal um gut ein Fünftel kommt der Konzern mithin auf Verbesserungen bei Umsatz und Gewinn. Im aktuellen Umfeld hilft VW wie anderen Herstellern unter anderem die stärkere Ausrichtung auf Modelle mit höheren Margen. Die Ertragsperle Porsche glänzt im Vorjahresvergleich sogar noch mehr. Die im ersten Quartal verkündeten Pläne für einen Teilbörsengang der Stuttgarter Sportwagentochter im vierten Quartal behalten ihre Gültigkeit – bis auf Weiteres.
Die Zahlen des ersten Quartals zeigen aus Sicht des VW-Konzerns die Robustheit des Geschäfts an. Sie dienen nicht als Beleg, dass sich die Gemengelage für das Mehrmarkenunternehmen entspannt. Sinkende Absatzzahlen, lange Lieferzeiten bei hoher Nachfrage vor allem nach Elektrofahrzeugen oder hohe Preise für Rohstoffe wie Nickel, die den geplanten weiteren Hochlauf der Elektromobilität bremsen könnten, gehen aktuell einher mit Kritik aufgrund bislang wenig sichtbarer Fortschritte beim Ausbau der Software-Kompetenz. Der aktuelle Erfolg der Premiummarken oder auch starker Rückenwind aus dem Geschäft mit Finanzdienstleistungen verdecken nicht, wie ungemütlich das aktuelle Geschäftsjahr für VW ist.