KommentarGeldmarktfonds

Unstillbarer Durst nach Cash

Die hohen Mittelzuflüsse in Geldmarktfonds sind für den amerikanischen Staat derzeit ein Segen. Doch US-Banken müssen sich infolge des anhaltenden Cash-Drangs von Investoren noch auf gewaltige Herausforderungen gefasst machen.

Unstillbarer Durst nach Cash

Geldmarktfonds

Unstillbarer Durst nach Cash

Von Alex Wehnert

Der Ansturm auf US-Geldmarktfonds dürfte so schnell nicht abreißen. Nahezu 90 Mrd. Dollar flossen laut dem Datendienst EPFR allein in den ersten beiden Augustwochen in Cash-Vehikel, dies bedeutete den stärksten Monatsauftakt seit November. Analysten verweisen zur Begründung darauf, dass sich institutionelle Investoren noch vor der klar angebahnten Zinssenkung der Federal Reserve im September attraktive kurzfristige Renditen sichern wollten.

Doch wenngleich Notenbankchef Jerome Powell deutlicher denn je eine Lockerung signalisiert, sind die Erwartungen hinsichtlich der Geschwindigkeit deutlich zurückgegangen. Gemäß dem Fed Watch Tool der CME, das auf Preisdaten für 30-tägige Kontrakte auf die Fed Funds Rate basiert, positionieren sich nur noch 34,5% der Trader für einen Zinsschritt um 50 Basispunkte, Ende Juli waren es noch über 92%. Tatsächlich fällt die Vorstellung, dass die Fed nun rasant in Richtung der Nulllinie kürzt, derzeit äußerst schwer. Die kurzfristigen Zinsen dürften noch für längere Zeit deutlich oberhalb von 3% bleiben – einer magischen Grenze für Geldmarktfonds.

Prellbock für Treasury-Emissionen

Für den amerikanischen Staat ist der geradezu unstillbare Durst der Anleger nach Cash ein Segen. Denn Geldmarktfonds, die laut dem Branchenverband Investment Company Institute auf verwalteten Mitteln von 6,25 Bill. Dollar sitzen, wirken aufgrund ihres hohen Investitionsbedarfs als Prellbock für die Emissionen der Treasury, die den Markt seit über einem Jahr mit Anleihen am kurzen Ende der Kurve flutet.

Amerikas Banken dürften bei einem anhaltenden Ansturm auf Cash-Vehikel freilich noch vor schweren Herausforderungen stehen. Gerade regionale Institute müssen deutlich höhere Einlagenzinsen bieten, um Sparer anzulocken. Doch der Depositenwettbewerb hat längst auch die führenden Geldhäuser erfasst und setzt ihre Nettozinsmargen unter Druck. Wollen sie mit Geldmarktfonds konkurrieren, dürfte sich ihre Profitabilität noch erheblich eintrüben – ausgerechnet in einem Umfeld, in dem sie durch anstehende härtere Kapital- und Liquiditätsanforderungen ohnehin unter Druck stehen.

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