Vorfreude auf die neuen „Star-Trek-Autos“
Von Peter De Thier
Wer jemals aus Europa in die US-Hauptstadt Washington gereist ist, ob zu einer IWF-Tagung oder aus privaten Gründen, hat beim ersten Mal vermutlich geschmunzelt und ratlos mit den Schultern gezuckt. Beim Verlassen der Maschine besteigen Passagiere seit über 60 Jahren die sogenannten „Mobile Lounges“. Shuttle-Fahrzeuge, die Fluggäste vom Großraumflieger zur Passkontrolle und Gepäckabholung in das Hauptterminal befördern.
Anders als bei Bussen handelt es sich aber um Fahrzeuge, die an Relikte aus einem Science-Fiction-Film der siebziger Jahre erinnern. Rechteckige Shuttles, bei denen eine Kabine auf einem Hubwagen montiert ist. Auf dem Dach senkrecht befestigte Anbauten, die wie Flügel aussehen. Zwischen dem Hubwagen und der Kabine Hydraulikkolben, die Passagiere auf Türhöhe heben. Somit können Fluggäste nach einer dreiminütigen Fahrt von der Lounge direkt das Terminal betreten.
Da mein Vater als USA-Korrespondent tätig war und wir jedes Jahr Urlaub in Deutschland machten, fand ich es als Kind immer aufregend, nach dem langen Flug in die „Monster-Busse“ oder „Star-Trek-Autos“ – so nannte ich sie als Sechsjähriger – zu steigen. Dabei zählte ich zu den wenigen Fans der damals futuristisch anmutenden Fahrzeuge. Bei den meisten Fluggästen sind die mobilen Lounges nämlich ausgesprochen unbeliebt. Schließlich quetschen sich 125 verschwitzte Passagiere samt Handgepäck wie Sardinen in die Kabine. Alle ringen um den besten Stehplatz, um als einer der Ersten auszusteigen und bei der Kontrolle die langen Schlangen vermeiden zu können.
Da ich die „Star-Trek-Autos“ als Kind so faszinierend fand und diese später als Erinnerungsstück aus einem anderen Millennium ansah, horchte ich natürlich auf, als es letztes Jahr hieß, die mobilen Lounges sollten ausgemustert werden. Sie seien alt, technologisch überholt und vor allem bei zahlenden Gästen unpopulär, lautete die Begründung. Dann kam aber die plötzliche und aus meiner Sicht erfreuliche Kehrtwende der „Washington Airports Authority“. Da noch keine Nachfolgelösung in Vorbereitung ist, beschloss der Vorstand, stattdessen die Shuttles zu modernisieren.
164 Mill. Dollar investiert die Behörde in ein aerodynamisches Design, schnellere Internetkonnektivität und bequemere Sitze. Auch sind Monitore mit Touchscreen-Display vorgesehen, damit Passagiere Informationen über Anschlussflüge erhalten können. Die Behörde nimmt auch Rücksicht auf die Umwelt. So werden die Busse um 2 Tonnen leichter sein und mit regenerativen Bremssystemen bestückt sein, die beim Entschleunigen kinetische Energie speichern und damit die Batterie aufladen. Nach Dutzenden von Fahrten in den mobilen Lounges kann ich eine gewisse Vorfreude darüber nicht leugnen, schon in ein paar Jahren im neuen „Star-Trek-Auto“ den knappen Kilometer vom Flieger zur Passkontrolle zurückzulegen.