Wahlprozess

Wie der DSGV-Präsident „gewählt“ wird

Um nach Außen Einigkeit zu demonstrieren, verständigen sich Vorstand und Präsidialausschuss des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands bei der Präsidentenwahl in der Regel vorab auf einen Kandidaten.

Wie der DSGV-Präsident „gewählt“ wird

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Ganz offiziell ist es die Mitgliederversammlung des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV), die ihren Präsidenten wählt. Doch anders als man es von der bis in die Haarspitze dezentralen Organisation erwarten würde, steht in der Mitgliederversammlung in aller Regel nur ein Kopf zur Wahl – bis dato stets ein Mann. Die 21 Stimmberechtigten – vertreten sind die elf Regionalverbände, die sieben Landesbanken/Girozentralen (inklusive DekaBank) sowie die drei kommunalen Spitzenverbände – haben in aller Regel nur die Wahl zwischen Ja, Nein oder Enthaltung. Denn Ziel ist ein möglichst einstimmiges Votum für den Präsidenten/die Präsidentin.

In der Geschichte des DSGV gab es bislang nur eine Ausnahme: 1998 als es um die Nachfolge von Horst Köhler, der als Chef zur Bank für Wiederaufbau und Entwicklung nach London wechselte, ging, kam es zu einer Kampfkandidatur zwischen Dietrich Hoppenstedt, dem Präsident des Niedersächsischen Sparkassenverbands, und Gustav Adolf Schröder, dem Vorstandsvorsitzenden der Stadtsparkasse Köln. Erst nach einer Probeabstimmung der Mitgliederversammlung, die Hoppenstedt mit einer hauchdünnen Mehrheit für sich entschied, zog Schröder seine Kandidatur zurück.

Seither haben es die beiden maßgeblichen Gremien des DSGV – Vorstand und Präsidialausschuss – stets geschafft, sich im Vorfeld auf einen mehrheitsfähigen Kandidaten zu verständigen. Keine leichte Aufgabe, wenn man sich vor Augen führt, dass sich der Gesamtvorstand des DSGV aus 40 Mitgliedern zusammensetzt. Neben den Regionalpräsidenten, den Vertretern der Landesbanken und sechs Vertretern der kommunalen Spitzenverbände sind hier auch die von den Sparkassen gewählten Landesobleute, ein Vertreter der Landesbausparkassen, die dreiköpfige DSGV-Verbandsleitung sowie der Bundesobmann vertreten.

Demgegenüber nimmt sich der Präsidialausschuss mit fünf Köpfen geradezu niedlich aus. Ihm gehören neben dem amtierende DSGV-Präsidenten die vier Vizepräsidenten an. Der Vorsitzende der Verbandsvorsteherkonferenz – aktuell Thomas Mang (Sparkassenverband Niedersachsen) –, der Vorsitzende der Girozentralleiterkonferenz, derzeit Stephan Winkelmeier von der BayernLB, Bundesobmann Walter Strohmaier (Sparkasse Niederbayern-Mitte) sowie Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe als Kommunalvertreter.

Doch nicht nur in diesen Gremien wird dieser Tage aufgeregt darüber debattiert, wer Ende 2023 Helmut Schleweis nachfolgen soll. Auch in der als G 8 apostrophierten Gruppe der acht größten Sparkassen der Republik redet man sich gerade die Köpfe heiß.

Eingedenk der Ereignisse im Jahr 2011 ist das wenig verwunderlich, konnte eine Kampfabstimmung seinerzeit doch nur mit Ach und Krach verhindert werden. Damals hatte sich Rolf Gerlach, Präsident des Sparkassenverbands Westfalen-Lippe, selbst für die Nachfolge von Heinrich Haasis nominiert. Allerdings hatte es der umstrittene Sparkassenmann versäumt, sich zuvor breiter Unterstützung zu versichern. So kam es, wie es kommen musste: Jenseits von Westfalen-Lippe formierte sich breiter Widerstand und wenige Wochen vor der Wahl zauberten die DSGV-Granden den bayerischen Finanzminister Georg Fahrenschon aus dem Hut und Gerlach zog seine Kandidatur zurück. Eine Gruppe von Regionalpräsidenten habe sich vorab auf den Kandidaten Fahrenschon festgelegt, damit sei „eine sinnvolle Erörterung über Inhalte nicht mehr möglich“, begründete der Düpierte.

Mit einer möglichst einvernehmlichen Wahl versucht der DSGV  zumindest nach außen Einigkeit zu demonstrierten, auch wenn die Sparkassen-Finanzgruppe selten mit einer Stimme spricht. Das ist verständlich, gibt es doch reihenweise divergierende Interessen – sei es zwischen den Sparkassen und ihren kommunalen Trägern, den Sparkassen und ihren Verbundunternehmen, allen voran der Landesbanken, und so weiter und so fort.

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