KommentarKrypto-Währung

Worldcoin ist ein heikles Projekt

Die Datenrevolution kommt von zwei Seiten: Künstliche Intelligenz und Krypto-Anwendungen. Bei ersterer ist Open-AI-Gründer Sam Altman mit ChatGPT vertreten, bei der zweiten mit einer neuartigen Kryptowährung inklusive Netzhautscan namens Worldcoin. Eine heikle Kombination.

Worldcoin ist ein heikles Projekt

Worldcoin

Ein heikles Digitalprojekt

Von Björn Godenrath

Als Gründer von OpenAI/ChatGPT steht Sam Altman bereits in der kritischen Öffentlichkeit. Dem trug er Rechnung, indem er sich kürzlich auf eine diplomatische Charmeoffensive begab, dabei auch den europäischen Regelsetzern seine Aufwartung machte und in Brüssel, München und Berlin pflichtschuldig erklärte, dass KI-Modelle natürlich proaktiv reguliert werden müssten. So nett, so erwartbar – aber immerhin gab er sich damit nahbarer als Tesla- und Twitter-Dompteur Elon Musk, der aus seiner Verachtung für demokratische Prozesse keinen Hehl macht.

Aber wer ist Sam Altman wirklich? Man hat gelernt, den Gründern aus dem Silicon Valley mit einer grundsätzlichen Skepsis zu begegnen, zeigt die Geschichte mit weiteren Protagonisten wie Peter Thiel und Mark Zuckerberg doch, dass die Gewinnmaximierung mit unerbittlicher Härte vorangetrieben wird und in Sachen Datenvergoldung keine Skrupel bestehen.

Vor diesem Hintergrund nimmt Sam Altman eine besondere Rolle ein, spielt er die Datenrevolution doch von zwei Seiten. Denn während er mit OpenAI die Inhalte des Internet abgrast und sein Code die Basis ist für mögliche digitale Trugbilder aus KI, will er über sein zweites Start-up Worldcoin sichere digitale Identitäten schaffen, damit man den Menschen vom Robo unterscheiden kann. Das hört sich wunderbar an, aber der Weg dahin lässt einen ein wenig schaudern. Denn Worldcoin bewerkstelligt das über einen Scan der Augen, was Assoziationen zu Sci-Fi-Filmen mit Horrorfaktor weckt. Denn es geht ja dabei nicht um den Zugang zu einem Raum im Fantasy Spaceship, sondern um eine Online-Identität, die für ihren Besitzer alles bedeutet im digitalen Raum. Und da dürfen keine Unfälle passieren.

Wobei die Verwendung von biometrischen Verfahren zur Verifizierung von Identitäten durchaus tauglich ist. Aber will man das in die Hände eines Start-up aus dem Silicon Valley geben? Solange staatliche Bemühungen zur digitalen Identität verpuffen, sollte privater Erfindergeist Raum zur Entfaltung finden. Worldcoin wird dafür aber noch eine Menge Dienstleister brauchen, die den Augenscan durchführen – und ein paar Token als Belohnung ziehen hier nicht so sehr wie in Schwellenländern.

Dabei steht und fällt der Erfolg von Worldcoin mit ihrer Blockchain, die für Token-Aktivitäten Compliance herstellen muss. Die Stiftung hat Altman wohlweislich offshore auf den Cayman Islands angesiedelt und vermeidet die USA. Die Konfrontation mit den Finanzaufsehern dürfte der Lackmustest sein für Worldcoin.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.