Zeit für Zeichen gegen Musk
Tesla
Zeit für Zeichen gegen Musk
Von Alex Wehnert
Elon Musks geplante Vergütung von 56 Mrd. Dollar steht in keinem Verhältnis zu seinen Leistungen als Tesla-Chef.
Bei der anstehenden Hauptversammlung von Tesla ist es an den Aktionären, dem irrlichternden CEO des E-Auto-Bauers die Grenzen aufzuzeigen. Die Anteilseigner stimmen am 13. Juni erneut über ein 2018 beschlossenes Vergütungspaket im Umfang von bis zu 56 Mrd. Dollar für Vorstandschef Elon Musk ab, das ein Gericht in Delaware zu Jahresbeginn gekippt hatte. Aktionäre hatten Direktoren zuvor beschuldigt, sie hätten bei der Zusammenstellung des Vergütungspakets rein in Musks Interesse gehandelt und Investoren getäuscht.
Die Reaktion von Musk darauf ist symptomatisch: Weil ihm nicht passt, was die Judikative in Delaware beschließt, strebt er einen Umzug der Eintragung als Kapitalgesellschaft nach Texas an. Ob US-Unternehmen auch dort inkorporiert sein sollten, wo sie ihren Hauptsitz haben, und nicht aufgrund von Steuervorteilen in einem geschäftlich unbedeutenden Ostküstenstaat, ist zwar sicher eine wichtige Frage. Bei Tesla tritt sie aber hinter die Bedeutung eines Signals an Musk zurück. Die Aktionäre müssen klarmachen, dass sie nicht bereit sind, jede Willkür-Entscheidung eines CEO mitzutragen, der bei jeglichem Gegenwind die beleidigte Leberwurst spielt.
CEO hat Schuld an Margen-Einbruch
Denn unabhängig davon, ob das Gericht in Delaware mit seiner konkreten Urteilsbegründung aus dem Januar recht hatte: Die geplante Vergütung für Musk steht schon längst in keinem Verhältnis zu seinen Leistungen an der Vorstandsspitze mehr. Zwar mag er den E-Auto-Bauer über Jahre hinweg in einer Phase angeführt haben, in der Auslieferungen und die Marktkapitalisierung florierten.
Doch es ist zugleich Musks Verschulden, dass Tesla auf einer veralteten Modellpalette sitzt, die sie nur über Rabatte losschlagen kann. Im Resultat stehen ein Einbruch der Margen und Vernichtungen der Wertschöpfung für Aktionäre. Neuentwicklungen kommen mit erheblicher Verspätung, Regulatoren und Analysten kritisieren Innovationen wie die Fahrassistenzsysteme des Unternehmens als mangelhaft.
Fokus auf Eitelkeitsprojekte
Der CEO, der das Image der Marke überdies mit zahlreichen Kontroversen beschädigt hat, konzentriert sich indes nicht voll darauf, Tesla wieder attraktiv zu machen. Vielmehr verfolgt er Eitelkeitsprojekte wie eine Beraterrolle für das Weiße Haus, sollte Donald Trump im November die US-Präsidentschaftswahl für sich entscheiden. Wer dem Vergütungspaket für Musk und dem Abzug aus Delaware zustimmt, stellt Musk also einen Blankoscheck für künftige Eskapaden aus – und votiert damit für neue Vernichtungen des Shareholder Return.