Notiert inFrankfurt

Zur Ehrenrettung der Amtsstube

Zugegeben: In Frankfurt einen Termin beim Bürgeramt zu ergattern, erfordert viel Geduld. Doch wer schließlich vorgelassen wird, der erlebt einen modernen und pragmatischen Service, der allen Klischees widerspricht.

Zur Ehrenrettung der Amtsstube

Notiert in Frankfurt

Zur Ehrenrettung der Amtsstube

Von Lutz Knappmann

Licht und Schatten liegen nah beieinander. Für die Allermeisten ist der Gang aufs Amt eine lästige, aber in regelmäßigen Abständen wiederkehrende Pflichtaufgabe. Ein neuer Personalausweis, die Ummeldung des Wohnsitzes oder die Zulassung eines neuen Autos sind dabei noch die am wenigsten komplexen Anliegen, mit denen die Betroffenen im Bürgeramt oder bei der Zulassungsstelle vorsprechen. Doch schon diese Standardvorgänge reichen offenbar aus, in praktisch allen deutschen Großstädten ausgeprägtes Wehklagen über die miese Servicequalität der öffentlichen Verwaltung hervorzurufen.

Gerade erst, zum Beispiel, gaben Frankfurter Autohändler beim Oberbürgermeister zu Protokoll, dass die Wartezeiten für einen Termin zur Kfz-Anmeldung inzwischen geschäftsschädigende Ausmaße angenommen hätten. Ein Vorlauf von ein bis zwei Wochen bis zum Termin sei keine Seltenheit. Im schnelllebigen Automobilgeschäft ein Problem. Und bei Privatleuten, die keine händlerspezifische Sonderbehandlung genießen, dauere es häufig noch viel länger.

Auch die Beantragung eines neuen Reisepasses erfordert frühzeitige Planung: Frankfurts Bürgerämter vergeben die allermeisten Termine zwar online. Doch wer die gefühlte Zehntelsekunde verpasst, in der allmorgendlich Termine für denselben Tag der Folgewoche verfügbar sind, hat Pech gehabt. Und nur die Wahl, jeden Tag aufs Neue beim digitalen Terminlotto mitzuspielen − oder an einem der nicht reservierbaren First-come-first-serve-Tage längere Wartezeiten in Kauf zu nehmen. Terminangebot und -nachfrage stehen in der Mainmetropole, die auf gutem Weg ist, zur Millionenstadt zu wachsen, in einem ungesunden Verhältnis.

Doch auf den Schatten folgt das Licht: Alle persönlichen Erfahrungen des Autors formulieren ein Plädoyer zur Ehrenrettung der Frankfurter Amtsstuben. Wer einen der umkämpften Termine ergattert hat, erlebt vor Ort ausgeprägte Serviceorientierung, unerwartet effiziente und moderne Abläufe und ausgesprochen freundliche und pragmatische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Bei der Terminbuchung vergessen, dass neben dem Pass auch der Personalausweis abgelaufen ist? Kein Problem. Ein paar Mausklicks und Unterschriften später sind dann eben nicht nur ein, sondern zwei Anträge auf dem Weg zur Bundesdruckerei. Die PIN der Debit Card vergessen? Auch dafür findet sich eine unkomplizierte Lösung. Alles digital, versteht sich. Schließlich sind Unterschrift, Passfoto und Bezahlung längst und ausschließlich papier- und bargeldlos zu erledigen.

Wer also den Zugang zur Amtsstube geschafft hat, kann in der deutschen Finanzhauptstadt erleben, dass auch Verwaltungsvorgänge gute Laune machen können. Wer das anders erlebt, wer sich etwa mit patzigen Amtsmitarbeitenden konfrontiert sieht, möge sich, bevor er sein Urteil fällt, daher an das weise Sprichwort erinnern: Wie es in den Wald ruft ...