Zwischenfälle auf Flügen nehmen zu
Seit dem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie ist die Zahl der gewalttätigen Zwischenfälle am Himmel über Amerika deutlich gestiegen. Nun hat sich die für zivile Luftfahrt zuständige Federal Aviation Administration (FAA) entschieden, gegen aufmüpfige Fluggäste energischer durchzugreifen. Immer häufiger gibt die FAA Beschwerden an das Bundeskriminalamt FBI weiter, das dann entscheidet, ob Fluggäste strafrechtlich verfolgt werden. Obwohl Geldstrafen die Regel sind und gegen widerspenstige Passagiere nur selten Gefängnisstrafen verhängt werden, sitzt eine wachsende Zahl Unruhestifter in Untersuchungshaft und könnte im äußersten Fall langjährige Gefängnisstrafen aufgebrummt bekommen.
Während der Pandemie mussten die lokalen Polizeibehörden nach der Landung fast täglich Gäste in Handschellen abführen. Allein im Jahr 2021 registrierte die FAA fast 6000 Fälle aufsässigen Benehmens an Bord von Linienmaschinen. Manchmal prügelten sich Passagiere, häufig kam es zu Angriffen auf Flugbegleiter. Gelegentlich spielten Alkohol oder Medikamente eine Rolle. Die mit Abstand meisten Auseinandersetzungen ließen sich aber auf ein Phänomen zurückführen, das zugleich die tiefe, politische Spaltung in den USA illustriert: Die Weigerung von Passagieren, die Maskenpflicht einzuhalten, die Anfang 2020 zur Eindämmung der Pandemie eingeführt worden war.
Das bekamen wir kürzlich am eigenen Leib zu spüren. Auf einem Flug von Washington nach Boston etwa herrschte an Bord und an den Flughäfen eiserne Maskendisziplin. Als wir aber im Dezember einen Kurzurlaub im konservativeren Florida machten, nahmen viele Gäste auf dem Weg nach und dann von Fort Myers schon vor dem Start der Maschine die Maske ab. Ein Mann in der Reihe vor mir beschwerte sich prompt über Präsident Joe Biden sowie „diesen Diktator Fauci“, Amerikas obersten Immunologen, der zu den größten Befürwortern der Maskenpflicht zählt. Differenzen über die Maske sind jedenfalls für mehr als zwei Drittel aller Zwischenfälle verantwortlich. Der texanische Staatsanwalt Ken Paxton hat mit einer Klage gegen Biden und die US-Regierung reagiert, weil die Pflicht zur Schutzmaske eine „unzulässige Einschränkung persönlicher Freiheitsrechte“ darstelle. Von dem Rechtsverfahren unbeirrt haben die Bundesbehörden nun aber selbst zum Angriff geblasen und ziehen immer mehr Passagiere vor Gericht zur Rechenschaft. So hat sich während der letzten Wochen die Zahl der Fälle, die beim FBI gelandet sind, fast verdoppelt.
Mittlerweile könnten eine Frau aus Kalifornien und eine weitere aus Tennessee, die am Flughafen von Nashville kurz vor Silvester festgenommen wurde, wegen Attacken auf Flugbegleiter zu Haftstrafen von jeweils 20 Jahren verurteilt werden. „Diese Strafen sollen einen Abschreckungseffekt entfalten“, erklärte FAA-Direktor Stephen Dickson. Die Maskenpflicht könne noch lange Zeit Bestand haben, und „Attacken gegen Personal dürfen nicht die neue Normalität werden“, meint Sara Nelson von der Gewerkschaft der amerikanischen Flugbegleiter.
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Ausgerechnet am Presidents Day, einem Feiertag in den USA, wollte Donald Trump seine Rückkehr in die sozialen Medien feiern. Da nach der Erstürmung des US-Kapitols Twitter und Facebook seine Konten gesperrt hatten, musste der ehemalige Präsident eine alternative Plattform suchen. Am Montag ging dann seine neue App „Truth Social“ online, die sich als Kampfansage „an die Tyrannei des liberalen Medienkonsortiums“ versteht.
Geprägt war der Start aber von mehreren Pannen. Nach dem Download der App, die am ersten Tag 170000 Downloads verzeichnete, wurden die meisten Interessenten auf eine Warteliste gesetzt. Zudem funktionierte weder das Verschicken von Direktnachrichten noch das Kommentieren der „Wahrheiten anderer“, die Benutzer dort veröffentlichen können. Experten glauben, dass Truth Social maximal einen kleinen Bruchteil der zig Millionen Downloads erreichen wird, die Twitter und andere beliebte Plattformen aufweisen. Im Mai vergangenen Jahres hatte Trump sein Glück mit einer Blog-Seite versucht, die sich aber weniger als einen Monat lang halten konnte.