Ausnahmezustand im Genoverband
Verband im Ausnahmezustand
Personelle Querelen plagen Genoverband nach Rücktritt des Vorstandschefs
fir Frankfurt
Im Genoverband geht es momentan offenbar drunter und drüber: Nachdem Vorstandsvorsitzender Ingmar Rega vor gut einer Woche aus dem Amt ausgeschieden war, soll es Medienberichten zufolge in der Tochtergesellschaft Awado personell chaotisch zugehen. Veröffentlichungen, denen zufolge der Vorsitzende des Verbandsrates des Genoverbandes, Peter Hanker, sein Amt ruhen lässt, entsprechen jedoch nicht ganz den Tatsachen. Der 60-Jährige übe die Vorstandstätigkeit weiter aus, halte sich aber aus den aktuellen Turbulenzen heraus und überlasse diese Thematik seinen Stellvertretern, so informierte Kreise zur Börsen-Zeitung. Der Genoverband wollte sich auf Anfrage am Mittwoch nicht dazu äußern.
Hanker ist seit September 2001 Vorstandssprecher der in Gießen ansässigen Volksbank Mittelhessen, mit einer Bilanzsumme von aktuell rund 11 Mrd. Euro eines der größten genossenschaftlichen Institute im Land. Seit 2016 steht er dem Aufsichtsorgan des Genoverbandes vor, das 28 Mitglieder umfasst.
Ins Beratungsgeschäft gedrängt
Der Genoverband mit Verwaltungssitzen in Neu-Isenburg, Düsseldorf und Hannover ist Prüfungs- und Beratungsverband, Bildungsträger sowie Interessenvertretung für 2.600 Genossenschaften, davon etwa 300 Genossenschaftsbanken, in 14 Bundesländern. Unter Regas Ägide drängte der Verband verstärkt in das Consulting-Geschäft in der Tochtergesellschaft Awado, was nicht nur auf Zustimmung gestoßen sein soll. Im November hatte Rega im Gespräch mit der Börsen-Zeitung bekundet: „Wir schauen schon nach Ergänzungen, wenn es um Dienstleister mit starkem Fokus auf Financial Services geht.“
Führungsstress in der Awado Bankenberatung
In der Beratung hat es laut „Finanz-Szene“ noch weitere gravierende personelle Veränderungen gegeben. Demnach haben die Geschäftsführer der Awado Bankenberatung, Thomas Stegmüller und Steffen Jung, ihre Posten aufgegeben, und auch der als Interimschef auserkorene Philipp Stein soll schon nicht mehr für den Führungsposten zur Verfügung stehen. Stattdessen ist nun offenbar die Kommunikationsleiterin des Genoverbands, Lisa König-Topf, übergangsweise an die Spitze der Awado Bankenberatung berufen worden. Auch dazu gab der Genoverband am Mittwoch keinen Kommentar ab.
Jung und Stegmüller, der von der Managementberatung ZEB abgeworben worden war, kamen 2023 und 2024 an Bord. Beide wurden per 1. August 2024 Geschäftsführer der von Awado Vertriebsberatung zu Awado Bankenberatung umfirmierten Gesellschaft, die Managementberatung für Genossenschaftsbanken anbietet.
Darüber hinaus wurde zum 1. Juli Philipp Stein als Geschäftsfeldleiter in der Awado-Gruppe engagiert mit Gesamtverantwortung für den Ausbau des Consulting-Geschäfts. Stein war laut seinem Linkedin-Profil fast acht Jahre lang, von August 2016 bis Juni 2024, in der Volksbank Mittelhessen, die Hanker leitet, in führenden Positionen tätig, zuletzt als Generalbevollmächtigter. Rega hatte laut Pressemitteilung vom 28. Januar „aus persönlichen Gründen“ urplötzlich sein Amt aufgegeben, ohne dass Details bekannt wurden.
Vorstandsmitglied Marco Schulz hat seine Aufgaben kommissarisch übernommen. Weitere Vorstandsmitglieder sind Katja Lewalter-Düssel und Peter Götz.
Nach dem Abgang von Vorstandschef Ingmar Rega herrscht an der Spitze des Genoverbandes und seiner Tochtergesellschaft Awado offenbar Chaos. Die Lösung der Querelen überlässt der Vorsitzende des Verbandsrates, Peter Hanker, seinen Stellvertretern, er bleibt aber entgegen anderslautenden Berichten im Amt.