Spanien senkt Arbeitszeit auf 37,5-Stunden die Woche
Spanien senkt Arbeitszeit auf
37,5 Stunden die Woche
ths Madrid
Spanien verkürzt die gesetzlich geregelte Wochenarbeitszeit von 40 auf 37,5 Stunden bei vollem Lohnausgleich. „Das verbessert die Lebensqualität und die Produktivität“, verkündete Arbeitsministerin Yolanda Díaz am Dienstag in Anschluss an die wöchentliche Kabinettssitzung. Von der ersten Senkung der Arbeitszeit seit vierzig Jahren sollen zwölf Millionen Arbeitnehmer profitieren, mehr als ein Drittel der Erwerbstätigen. In einigen Branchen liegt die Arbeitszeit bereits in diesem Rahmen, etwa im Finanzsektor oder im Öffentlichen Dienst.
Der Schritt wurde mit den Gewerkschaften ausgehandelt, nicht jedoch mit den Arbeitgebern. Die Unternehmer kritisierten die Form der Entscheidung, da ihrer Meinung nach eine Verkürzung der Arbeitszeit in den Tarifverhandlungen mit den Gewerkschaften ausgehandelt werden sollte, ohne Beteiligung der Regierung. Der Dachverband CEOE warnte außerdem, dass die häufigen Reformen von Ministerin Díaz die Wirtschaft verunsichern würden.
Die Organisation verwies auf den Anstieg der Arbeitslosigkeit im Januar, der am Dienstag bekannt wurde. So registrierten die Ämter 38.700 Arbeitslose mehr, während die Sozialversicherung den Verlust von 242.000 Stellen meldete. Der Rückgang zum Jahresbeginn ist traditionell dem Ende der Weihnachtssaison geschuldet. Dieses Jahr fiel er jedoch so hoch aus wie seit der Pandemie nicht mehr.
Die Arbeitnehmer hoffen nun, dass die 37,5-Stunden-Woche noch im Parlament gestoppt werden könnte. Denn die linke Minderheitsregierung von Díaz und Ministerpräsident Pedro Sánchez ist auf die Stimmen der konservativen Nationalisten aus dem Baskenland und Katalonien angewiesen, die dem Unternehmerlager nahestehen. Díaz zeigte sich offen für mögliche Hilfen für Kleinunternehmen, welche Schwierigkeiten bei der Verkürzung der Arbeitszeit haben könnten.
Die Koalitionsregierung verbesserte derweil ihren makroökonomischen Ausblick, nachdem das Bruttoinlandprodukt 2024 mit 3,2% stärker wuchs als erwartet. Für dieses Jahr geht man nun von einem Wachstum von 2,6% und für 2026 von 2,2% aus, wie Wirtschaftsminister Carlos Cuerpo am Dienstag bekannt gab.