Online-Versandhandel

Amazon steigert Gewinn kräftig – Aktie hebt ab

Der weltweit größte Versandhändler Amazon hat im vierten Quartal seinen Gewinn gegenüber dem Vorjahresquartal fast verdoppeln können. Aber einige Makel zeigen sich dennoch.

Amazon steigert Gewinn kräftig – Aktie hebt ab

Der weltgrößte Online-Händler Amazon hat im Weihnachtsquartal glänzend verdient. Die angekündigte Kostenlawine aufgrund des enormen Bedarfs an Personal und hohen Investitionen in die Lieferlogistik bewältigte der US-Konzern besser als befürchtet – nicht zuletzt dank seines hochprofitablen Cloud-Geschäfts. Allerdings hat sich der Wachstumsausblick nach dem E-Commerce-Boom während der Pandemie deutlich eingetrübt. Anleger sind trotzdem zufrieden – auch weil Amazon im US-Heimatmarkt erstmals seit Jahren die Preise erhöht. Die Aktie stieg nachbörslich zeitweise um rund 18%.

Die Gewinnerwartungen übertraf der US-Konzern im Schlussquartal bei Weitem: Der Überschuss betrug 14,3 Mrd. Dollar (12,5 Mrd. Euro) und fiel damit fast doppelt so hoch aus wie vor einem Jahr. Grund für den starken Anstieg war jedoch vor allem Amazons Beteiligung am Elektroautobauer Rivian, durch die der Konzern bei dessen Börsengang im November einen hohen Sondererlös in der Bilanz verbuchen konnte. Das Betriebsergebnis – das die Geschäftsentwicklung besser spiegelt – ging um fast die Hälfte auf 3,5 Mrd. Dollar zurück, wie Amazon am Donnerstag nach US-Börsenschluss mitteilte.

Auch das Umsatzwachstum fiel für Amazons Verhältnisse recht mager aus. Die Erlöse kletterten um 9% auf 137,4 Mrd. Dollar. Für das laufende Vierteljahr rechnet das Unternehmen mit einem Umsatz zwischen 112 Mrd. und 117 Mrd. Dollar, was einem Anstieg zwischen drei und 8% gegenüber dem Vorjahreswert entsprechen würde. Analysten mit einer höheren Prognose gerechnet. Dafür floriert Amazons Cloud-Geschäft mit Speicherplatz und Anwendungen im Internet weiter. Das Flaggschiff AWS steigerte die Erlöse im Quartal um 40% auf 17,8 Mrd. Dollar und schaffte einen überraschend hohen Gewinn von 5,3 Mrd. Dollar.

Anhaltende Probleme

„Wie erwartet, hatten wir höhere Kosten, angetrieben durch Engpässe am Arbeitsmarkt und Inflationsdruck“, erklärte Amazon-Vorstandschef Andy Jassy im Geschäftsbericht. Diese Probleme dürften aufgrund der grassierenden Omikron-Virusvariante auch im laufenden Vierteljahr anhalten. „Trotz dieser kurzfristigen Herausforderungen bleiben wir optimistisch“, so der Top-Manager weiter. Amazon hatte Anleger vor drei Monaten bereits vor milliardenschweren Zusatzausgaben aufgrund von höheren Löhnen, weltweiten Problemen in der Lieferkette und gestiegenen Frachtkosten gewarnt und auf maue Zahlen eingestellt.

Bei den Aktionären kam nun die Ankündigung des Konzerns gut an, in den USA erstmals seit 2018 die Preise für seinen „Prime“-Dienst zu erhöhen. Der Service, der unter anderem Zugang zu kostenlosem Versand und Streaming-Diensten bietet, wird deutlich teurer: US-Neukunden sollen ab 18. Februar 14,99 Dollar statt 12,99 pro Monat und 139 Dollar statt 119 pro Jahr zahlen. Für bestehende Kunden greifen die neuen Tarife im März. Außerhalb der USA sind laut Amazon zunächst keine höheren Preise geplant. Allerdings gäbe es hier durchaus Spielraum. In Deutschland ist das „Prime“-Abo mit 69 Euro pro Jahr oder 7,99 Euro pro Monat bislang deutlich günstiger als in den USA.

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