Konjunktur

Deutsche Produktion sinkt unerwartet

Die anhaltenden Lieferengpässe bei Rohstoffen und Vorprodukten setzen der deutschen Industrie weiter zu. Die Produktion ist im September überraschend den zweiten Monat in Folge gesunken.

Deutsche Produktion sinkt unerwartet

Die von erheblichen Materialengpässen geplagte deutsche Wirtschaft hat ihre Produktion im September überraschend den zweiten Monat in Folge gedrosselt. Industrie, Bau und Energieversorger stellten zusammen 1,1% weniger her als im Vormonat, wie das Bundeswirtschaftsministerium am Freitag mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem Wachstum von 1,0% gerechnet. Im August hatte es mit 3,5 den stärksten Rückgang seit der ersten Corona-Welle im Frühjahr 2020 gegeben. Die Produktion liegt aktuell immer noch um 9,5% niedriger als im Februar 2020, dem Monat vor dem Beginn der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie in Deutschland.

„Damit schlagen sich die bereits seit längerer Zeit anhaltenden Lieferengpässe bei Rohstoffen und Vorprodukten auf breiterer Front nieder“, erklärte das Ministerium zu der Entwicklung. „Bis zur nachhaltigen Auflösung der Knappheiten bleibt der Ausblick für die Industriekonjunktur somit eingetrübt, wenngleich die Nachfrage auf sehr hohem Niveau verharrt.“

Die Industrie allein stellte im September 1,5% weniger her. Während die Autobranche ihre Produktion um 2,1% steigern konnte, ging der Ausstoß im ähnlich gewichtigen Maschinenbau um 3,3% zurück. Auch in anderen Bereichen wie elektrischen Ausrüstungen (-3,3%) oder Datenverarbeitungsgeräten (-4,3) und Metallerzeugnissen (-0,5) kam es zu Rückgängen. Die Betriebe sitzen derzeit zwar auf prall gefüllten Auftragsbüchern. Vielfach können die Bestellungen jedoch nicht abgearbeitet werden wegen akuter Engpässe bei Vorprodukten wie Mikrochips. Die Baubranche konnte ihren Ausstoß im September um 1,1% steigern. Die Energieerzeugung wurde sogar um 1,0% hochgefahren.

„Die kommenden Quartale werden in Anbetracht der Mangelwirtschaft schwierig bleiben. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt wird im laufenden Quartal stagnieren“, sagt Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. „Mit einer nennenswerten Besserung rechnen wir auch in den ersten drei Monaten des kommenden Jahres nicht. Klar ist aber auch, dass wenn der Materialfluss wieder läuft, sich die gegenwärtige Gemengelage in ihr Gegenteil verkehren wird. Die Industrie wird dann aufgrund von Nachholeffekten einen regelrechten Boom bei gleichzeitig fallenden Erzeugerpreisen erleben“