Zahlungsmoral

Deutsche Unternehmen zahlen in Krise weiter zeitig

Düsseldorf – Die deutschen Unternehmen haben ungeachtet anhaltender Pandemie-Sorgen im ersten Jahresquartal pünktlicher ihre Rechnungen beglichen als im Vorjahreszeitraum. „Trotz der größten Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg spiegeln sich die...

Deutsche Unternehmen zahlen in Krise weiter zeitig

Düsseldorf – Die deutschen Unternehmen haben ungeachtet anhaltender Pandemie-Sorgen im ersten Jahresquartal pünktlicher ihre Rechnungen beglichen als im Vorjahreszeitraum. „Trotz der größten Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg spiegeln sich die Coronakrise und die erwarteten Liquiditätsengpässe weiterhin nicht in der Zahlungsmoral“, erklärte die Wirtschaftsauskunftei Creditreform nach Auswertung von gut 1,9 Mill. Rechnungsbelegen aus ihrem Debitorenregister. Demnach ging der durchschnittliche Zahlungsverzug im B2B-Geschäft branchenübergreifend auf 10,1 Tage zurück. Im ersten Quartal 2020, also bevor das Virus in Deutschland richtig durchschlug und in durchweg besserem konjunkturellem Umfeld, brauchten die Firmen noch genau einen Tag mehr.

Entsprechend sieht Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Wirtschaftsforschung bei Creditreform, in der Entwicklung denn auch weiterhin ein paradoxes Phänomen – ebenso wie in der zuletzt angesichts der bis Ende April ausgesetzten Insolvenzantragspflicht rückläufigen Zahl an Unternehmenspleiten. Beim Zahlungsverhalten sind es laut Hantzsch nach wie vor in erster Linie die massiven staatlichen Hilfsmaßnahmen in der Krise, die ihre Wirkung als Liquiditätsbringer für schlingernde Unternehmen offensichtlich nicht verfehlen und damit auch Lieferanten und Kreditgebern einige Sorgen nehmen. Zudem dürften sich die Verantwortlichen der Schuldner demnach inzwischen an die dauerhafte Corona-Ausnahmesituation gewöhnt und ihr Risiko- und Forderungsmanagement angepasst haben.

Beide Aspekte seien aber nicht mit nachhaltiger Gesundung zu verwechseln, warnte Creditreform. Liefen die Coronahilfen erstmal aus, drohe sich das Zahlungsverhalten unter dann wieder realen Wettbewerbsbedingungen drastisch zu verschlechtern. Dafür spricht, dass der Verzug im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2020 bereits wieder zunahm: Von Juli bis Dezember war der Wert mit durchschnittlich 9,79 Tagen noch so niedrig gewesen wie seit fünf Jahren nicht. Der Ausblick? „Mäßig bis verhalten“, wenn es nach der Auskunftei geht.

Gleichwohl: Im ersten Quartal verbesserte sich die Lage gerade im coronageplagten Einzelhandel deutlich, mit 7,4 Tagen Zahlungsverzug standen die Händler neben der Konsumgüterbranche (7,7 Tage) am besten da. Auch im Baugewerbe stieg die Zahlungsmoral um 1,4 Tage; trotzdem blieb der Verzug hier mit 14,9 Tagen mit Abstand am längsten. Auch in den Bereichen persönliche Dienstleistungen (11,9 Tage) sowie Verkehr und Logistik (11,7 Tage) verging vergleichsweise besonders viel Zeit zwischen dem vereinbarten Zahlungsziel und dem tatsächlichen Zahlungseingang. Bei der Betrachtung der Bundesländer zeigt sich: Unternehmen in Sachsen (7,3 Tage), Hamburg (8,3 Tage) und Baden-Württemberg (8,4 Tage) zahlten branchenübergreifend am schnellsten. Am anderen Ende der Creditreform-Skala finden sich Berlin (13,4 Tage), das Saarland (12,8 Tage) und Brandenburg (11,5 Tage).

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