Chinas jüngste Inflationsdaten bringen eine unangenehme Überraschung mit sich. Die bereits seit einigen Monaten stark anziehenden Erzeugerpreise zeigen eine unerwartet kräftige Beschleunigung auf und treiben weiter kräftig in die Höhe. Nach Angaben des chinesischen Statistikbüros vom Dienstag kletterte der Produzentenpreisindex im April auf 6,8% gegenüber dem Vorjahresmonat und hat sich damit noch einmal signifikant gegenüber dem Wert im März von 4,4% erhöht. Damit erreicht der Preisauftrieb an der Fabrikpforte den höchsten Wert seit dreieinhalb Jahren.

Chinesische Ökonomen beeilen sich, die Entwicklung zu entdramatisieren, und verweisen einerseits auf die starke Erholung im Industriesektor im Nachgang zur Corona-Epidemie und andererseits auf einen ungewöhnlichen Auftrieb bei den Rohstoffpreisen, der sich insbesondere im Metallbereich in der zweiten Jahreshälfte wieder legen dürfte. Gleichzeitig sorgt eine latente Konsumschwäche im Reich der Mitte dafür, dass sich die Verbraucherpreisentwicklung äußerst zahm darstellt. Zuletzt kam der Konsumpreisindex auf einen Anstieg um 0,9% nach zuvor 0,4% im März, was als eine willkommene Entwicklung gilt.

So gesehen dürfte die Erzeugerpreisentwicklung auch im Falle eines deutlicheren Abfärbens auf den chinesischen Konsumpreisindex die geldpolitische Ausrichtung der People’s Bank of China (PBOC) in den kommenden Monaten nicht signifikant beeinflussen. Allerdings machen sich Ökonomen Gedanken darüber, inwiefern die Entwicklung an der chinesischen Erzeugerpreisfront einen inflationären Impuls ins weltwirtschaftliche Gefüge einbringt. So gelten die Entwicklungen in China, der weltweit führenden Exportnation, als ein bestimmender Faktor für einen Inflationsexport, der sich auf globalem Terrain negativ bemerkbar zu machen droht.