Lang & Schwarz verschiebt HV wegen Steuerprüfung
Der Vorstand des börsennotierten Finanzdienstleisters Lang & Schwarz (L&S) hat in letzter Sekunde die für Donnerstag anberaumte Hauptversammlung abgesagt und will das Aktionärstreffen zu einem späteren Zeitpunkt neu einberufen. Begründet wird der überraschende Schritt mit einem Zwischenbericht im Zuge einer Steuerprüfung. Diese Prüfung könne „insbesondere für die Beschlussfassung über die Verwendung des Bilanzgewinnes für das Geschäftsjahr 2020, über die vorgeschlagene Satzungsänderung betreffend einen Aktiensplit und über die Entlastung des Vorstandes sowie des Aufsichtsrats erheblich sein“, heißt es. Die Vertagung der HV wird damit begründet, dass der Zwischenbericht den Aktionären nicht bekannt gewesen sei, die bereits die Stimmrechtsvertreterin mit der Ausübung ihres Stimmrechts beauftragt und ihr Stimmrecht damit faktisch schon ausgeübt haben.
In der Ad-hoc-Mitteilung wird ein Zusammenhang der Steuerprüfung zum Komplex der Cum-Ex-Geschäfte angedeutet. „Gegenstand der steuerlichen Prüfung ist eine Untersuchung der Geschäfte der Lang & Schwarz Aktiengesellschaft der Geschäftsjahre 2007 bis 2011 im Zusammenhang mit steuerstrafrechtlichen Ermittlungen, in denen die Lang & Schwarz Aktiengesellschaft Adressatin eines Auskunfts- und Herausgabeersuchens ist, gegen verantwortliche Personen der Lang & Schwarz Aktiengesellschaft wegen des Verdachts unrechtmäßiger Anrechnung bzw. Erstattung nicht gezahlter Kapitalertragsteuern und Solidaritätszuschläge bei Aktiengeschäften um den Dividendenstichtag.“
Es sei möglich, so heißt es in der Ad-hoc-Mitteilung, dass Sachverhalte und das Verhalten der Aktiengesellschaft und deren Verantwortlichen nachträglich steuerlich anders beurteilt werden. „So ist nach vorläufiger Auswertung des Zwischenberichtes zu den Jahren 2008 bis 2009 mit dem Erlass von Änderungsbescheiden zu rechnen, die auch bei etwaiger teilweiser Zahlungsverjährung zu einer hohen Ergebnisbelastung wegen aller betreffenden Jahre (2007 bis 2011) in Höhe von bis zu Euro 61 Mio. für die Lang & Schwarz Aktiengesellschaft führen würden.“ Der Vorstand habe deshalb beschlossen, dass wegen etwaiger steuerlicher Änderungs-, Zahlungs- oder Haftungsbescheide eine Rückstellung in Höhe von Euro 45 Mio. gebildet werden soll.
Infolge der Ankündigung verlor die Aktie von L&S rapide an Wert. Zeitweise befand sich das Papier mit mehr als 36% im Minus.