Immobilien-Großfusion

Vonovia bietet 18 Mrd. Euro für Deutsche Wohnen

Im deutschen Immobilienmarkt bahnt sich eine Großfusion an. Der Dax-Konzern Vonovia will die ebenfalls im Dax notierte Deutsche Wohnen übernehmen und gibt eine freiwillige Offerte über 18 Mrd. Euro ab.

Vonovia bietet 18 Mrd. Euro für Deutsche Wohnen

In der deutschen Wohnungsbranche bahnt sich eine Großfusion an. Deutschlands größter Wohnungsvermieter Vonovia will die Nummer zwei auf dem Markt, die Deutsche Wohnen, für rund 18 Mrd. Euro schlucken. Die beiden Vorstände seien sich bereits über die Konditionen einig, teilte Vonovia am späten Montagabend in Bochum mit. Vonovia biete 52 Euro für jede Deutsche-Wohnen-Aktie, einschließlich der Dividende für das Jahr 2020 winken den Anteilseignern des vor allem in Berlin vertretenen Unternehmens damit 53,03 Euro. Zusammen kommen die beiden einzigen Immobilienkonzerne im Leitindex Dax auf rund 550.000 Wohnungen im Wert von mehr als 80 Mrd. Euro und einen Börsenwert von 48 Mrd. Euro.

Wiederholter Anlauf

Vor fünf Jahren war Vonovia mit einem 14 Mrd. Euro schweren Übernahmeangebot für die Deutsche Wohnen am Unwillen der Aktionäre gescheitert, die nicht in ausreichender Zahl ihre Papiere verkaufen wollten. Damals hatte auch Deutsche-Wohnen-Chef Michael Zahn gegen die Fusion gekämpft. Beim neuen Anlauf hat Vonovia-Chef Rolf Buch ihn ins Boot geholt. Zahn soll sein Stellvertreter im Vorstand des fusionierten Konzerns werden. „Jetzt ist der richtige Moment, die erwiesene Leistungsfähigkeit und Stärken beider Unternehmen zu vereinen. Gemeinsam schaffen wir neue Perspektiven für unsere Mitarbeiter, unsere Mieter und unsere Eigentümer“, sagte Zahn. Deutsche-Wohnen-Finanzvorstand Philip Grosse übernimmt den gleichen Posten bei Vonovia.

Den Berliner Senat um den Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD), der in den vergangenen Jahren gegen steigende Mieten und Privatisierungen gekämpft hatte, versucht Buch mit Zugeständnissen auf seine Seite zu ziehen. „Im Zuge des Zusammenschlusses bieten beide Unternehmen für die angespannte Mietsituation in der Bundeshauptstadt dem Berliner Senat einen ‚Zukunfts- und Sozialpakt Wohnen‘ an“, erklärte er. In den nächsten drei Jahren sollen die Mieten in Berlin maximal um ein Prozent pro Jahr steigen, in den nächsten beiden Jahren nicht stärker als die Inflationsrate. Zudem sollen die Kosten für die Sanierung des Wohnungsbestandes zum Energiesparen nicht voll auf die Mieter umgelegt werden.

Vonovia und Deutsche Wohnen bieten dem Stadtstaat zudem an, „eine signifikante Anzahl an Wohnungen“ aus ihren Beständen zu kaufen. Von den gut 150.000 Wohnungen von Deutsche Wohnen liegen 113.000 in Großraum Berlin, bei Vonovia sind es 43.000 von mehr als 400.000. Der Mietendeckel der rot-rot-grünen Koalition in der Stadt war kürzlich vom Bundesverfassungsgericht kassiert worden. Die Vermieter waren gegen die Obergrenze für die Mieten Sturm gelaufen. Sie warnten davor, dass sich Renovierungen dann nicht mehr lohnten – etwa für altersgerechtes Wohnungen oder Maßnahmen zu einem geringeren Energieverbrauch.

Kapitalerhöhung geplant

Vonovia bietet den Deutsche-Wohnen-Aktionären 18 Prozent mehr als den Schlusskurs von 44,99 Euro vom Freitag. Mehr als 50 % müssen zustimmen, damit die Transaktion zustande kommt. Das soll bis Ende August feststehen. Der Bochumer Konzern hat sich insgesamt 22 Mrd. Euro gesichert, um die Übernahme zu finanzieren. 8 Mrd. Euro davon will Vonovia noch in diesem Jahr durch eine Kapitalerhöhung ablösen. Von dem Zusammenschluss erhofft sich Vonovia bis 2024 Einsparungen von 105 Mill. Euro, vor allem bei der Bewirtschaftung der Wohnungen. Während Vonovia auf eigene Mitarbeiter setzt, die die Häuser warten und Handwerkerleistungen erbringen, beauftragt die kleinere Deutsche Wohnen bisher Fremdfirmen damit.

Kartellrechtliche Bedenken hätte die beiden Fusionspartner wohl nicht zu befürchten, da der weitaus größte Teil der Mietwohnungen in Deutschland dem Staat, Kommunen oder privaten Vermietern gehört. Vonovia hatte sich angesichts spärlicher und teurer Übernahmemöglichkeiten in Deutschland zuletzt außerhalb der Landesgrenzen umgetan und war in den skandinavischen Markt eingestiegen. Der Konzern wird an der Börse mit 30 Mrd. Euro bewertet.

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