RWE

60 Stunden vor dem Führungswechsel

35 Jahre in der Energiewirtschaft, zwölf im RWE-Vorstand – und „in rund 60 Stunden endet meine Zeit als CEO von RWE“, sagte Noch-Konzernchef Rolf Martin Schmitz anlässlich seines Abschieds auf der Hauptversammlung des Energiekonzerns am Mittwoch....

60 Stunden vor dem Führungswechsel

Von Daniel Wolf, Düsseldorf

35 Jahre in der Energiewirtschaft, zwölf im RWE-Vorstand – und „in rund 60 Stunden endet meine Zeit als CEO von RWE“, sagte Noch-Konzernchef Rolf Martin Schmitz anlässlich seines Abschieds auf der Hauptversammlung des Energiekonzerns am Mittwoch. Mit Ablauf des Freitags – zum 1. Mai – übergibt der 63-Jährige seinen Chefposten an RWE-Finanzvorstand Markus Krebber. Der hielt sich als designierter Nachfolger beim Aktionärstreffen noch streng an die Beantwortung der Finanzfragen – es war am langjährigen RWE-Vorstandsmitglied Schmitz, den Aktionären kurz vor dem Führungswechsel die gemeinsam mit Krebber eingeschlagene Marschrichtung in Sachen Energiewende schmackhaft zu machen.

Krebber, der als messerscharfer Analytiker gilt und ursprünglich aus der abstrakten Welt der Banken kommt, wäre vom Profil her auch nach wie vor prädestiniert für den CFO-Posten. Dennoch kommt die Stabübergabe von CEO Schmitz an seinen langjährigen Managerkollegen und Vertrauten im Konzern keineswegs zufällig – und das nicht nur, weil der ursprünglich erst in zwei Monaten geplante Wechsel an der Konzernspitze bereits vor einem Jahr angekündigt worden war.

Schmitz und Krebber – über längere Zeit allein im Mini-Vorstand bei RWE – stellten im Duo die Weichen, um den Kohlekonzern durch die milliardenschwere Übernahme der grünen Erzeugungssparten von Eon und von Innogy zu einem Unternehmen mit Schwerpunkt auf Erneuerbaren umzubauen. Gemeinsam mit Schmitz hatte Krebber 2018 auch die RWE-Stromnetztochter Innogy an Eon verkauft.

Mammutaufgabe als Erbe

Nun soll der 48-Jährige Vater von fünf Kindern RWE in die ausgelotete Zukunft als einen der global führenden Ökostromerzeuger führen. Dabei übernimmt er also kein gemachtes Nest, sondern legte die Grundlagen für die Transformation vielmehr selbst mit. „Er wird die Strategie fortsetzen und RWE auf Kurs halten“, zeigte sich RWE-Aufsichtsratschef Werner Brandt überzeugt. Doch so oder so: Den Kurs beizubehalten, wenn nicht gar zu forcieren, bleibt eine Herausforderung für Krebber. Das Ziel steht: Bis 2040 soll RWE klimaneutral sein.

Von Beratern zu Banken

Nach der Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Deutschen Bank und einem Studium der Wirtschaftswissenschaften in Deutschland und den USA arbeitete der im niederrheinischen Kleve an der Grenze zu den Niederlanden geborene Manager zunächst fünf Jahre als Berater für McKinsey. Nach seiner Promotion am Institut für Bank-, Börsen- und Versicherungswesen der Berliner Humboldt-Universität übernahm der Ökonom zwischen 2005 und 2012 verschiedene Führungspositionen bei der Commerzbank. Unter anderem war er als Bereichsvorstand für die Integration der Dresdner Bank verantwortlich und managte die Teilverstaatlichung der Bank in der Finanzkrise.

Krebber galt als rechte Hand des früheren Commerzbank-Finanzvorstands Eric Strutz, der ihn auch als Nachfolger ins Gespräch gebracht hatte. Doch den Posten bekam der Mercedes-Bank-Manager Stephan Engels.

Stattdessen kam Krebber im Herbst 2012, bis zu diesem Zeitpunkt Bereichsvorstand Group Finance des Frankfurter Institus, zu RWE und lenkte bei den Essenern zunächst die Geschicke der Handelstochter Supply & Trading mit – dies bereits hier zuerst als Finanzchef und knapp zweieinhalb Jahre später als Vorsitzender der Geschäftsführung. Letzteren Posten besetzte Krebber dann noch bis Mai 2017. Parallel stieg er beim Essener Energieriesen im Oktober 2016 als CFO in den Vorstand des Gesamtkonzerns auf – das war kurz nach der Ausgliederung und dem Börsengang der Innogy.

Neben seinem CFO-Tagesgeschäft sitzt Krebber in den Aufsichtsräten der RWE-Töchter Generation, Power, Renewables sowie Supply & Trading – in letzten beiden sitzt er dem Gremium vor.

Er freue sich „total“ auf den neuen Chef, sagte Schmitz. Er werde gemeinsam mit den übrigen Vorständen dafür Sorge tragen, dass die Anteilseigner „weiterhin viel Freude an ihrer RWE haben werden“.