Abrupter Chefwechsel bei der Schweizer Börse
Abrupter Führungswechsel bei der Börsenbetreiberin Six
Von Dani Zulauf, Zürich
An der Spitze der Schweizer Börsen- und Finanzinfrastrukturbetreiberin Six kommt es zu einem abrupten Führungswechsel. Der 60-jährige Niederländer Jos Dijsselhof, der 2018 die Zügel als CEO in die Hand bekommen hatte, übergibt diese am Jahresende an den zehn Jahre jüngeren Dänen Björn Sibbern, der erst Anfang 2024 als Chef von Nasdaq Nordics zum Börsenchef von Six berufen worden war.
Die Personalie kommt unerwartet. Dijsselhof verlasse die Schweiz um „eine neue berufliche Herausforderung im Nahen Osten“ heißt es. Ein Vertragsabschluss liegt offenbar noch nicht vor. Die Vermutung liegt nahe, dass der Six-Chef ein finanziell besonders lukratives Angebot aus einem Golfstaat erhalten hat.
Teure Übernahmen für den grundlegenden Umbau
Wie viel Dijsselhof bei der Six verdient, ist nicht bekannt. Ausgewiesen ist lediglich die Gesamtlohnsumme für zehn vollamtliche Konzernleitungsmitglieder und 13 nebenamtliche Verwaltungsräte in Höhe von 12,2 Mill. sfr. im Jahr 2023. Kaum verbessert haben dürfte sich in den vergangenen Jahren das Standing von Dijsselhof im Kreis der 120 Eigentümerbanken der Six. Der gelernte ABN-Amro-Investmentbanker war 2018 mit dem Auftrag angetreten, die Six einem grundlegenden Umbau zu unterziehen. Dieser gelang insofern, als der Konzern sein früheres Bezahlkartengeschäft an die französische Worldline abtrat und dafür nebst Geld auch eine substanzielle Beteiligung erhielt.
Die Ertragslücke füllte der CEO zwei Jahre später mit dem Kauf der spanischen „Bolsas Y Mercados Espanoles“ (BME) auf. Sowohl der Einkauf der BME als auch der ursprüngliche Tauschwert von Wordline sollten sich später aber als deutlich überhöht erweisen. Six musste zu Lasten der Jahresrechnung 2023 einen Abschreiber in Milliardenhöhe hinnehmen. Der finanzielle Spielraum des Unternehmens ist dadurch deutlich geringer geworden.
Immerhin gelang es dem Management aber, das Umsatzziel von über 3% pro Jahr bei ebenfalls zunehmender Profitmarge einzuhalten und die Zahlen nach den ersten sechs Monaten im laufenden Jahr lassen erwarten, dass dies auch 2024 wieder gelingen könnte.
Die Six braucht neue Dynamik
Eindeutige Gründe für Dijsselhofs überraschenden Abgang liegen also keine vor. Vielleicht ist dem Manager nach sieben Jahren einfach nur die Motivation abhandengekommen. Tatsächlich ist die Dynamik der Finanzmärkte in vielen Industrieländern etwas verloren gegangen.
Die Schweiz bildet hier keine Ausnahme. Trotz einiger Farbtupfer im laufenden Jahr (Galderma) läuft das IPO-Geschäft auch hier auf Sparflamme. Mit der Digitalbörse SDX steht zwar seit Jahren eine Alternative zum Kassamarkt bereit, diese wird aber nur sporadisch für Transaktionen genutzt.
Vielleicht gelingt es Biörn Sibbern mit einem frischen Blick wieder etwas Schwung in die Six zu bringen. Sein Gesellenstück war gerade erst die Akquisition des britischen MTF Aquis für etwa 230 Mill. sfr. Sibbern erhofft sich von der Übernahme unter anderem mehr Börsennotierungen von KMU – ein Feld, in dem die Six in den vergangenen Jahren besonders erfolglos war. Sibbern lebt in Kopenhagen und pendelt zwischen Zürich und der dänischen Kapitale.