Ackmans Kreativität scheitert an Börsenaufsicht
Von Norbert Kuls, New York
Der New Yorker Hedgefondsmanager Bill Ackman ist ein kreativer Mensch – aus Sicht der Börsenaufsicht SEC aber manchmal zu kreativ. Ackman zog angesichts behördlichen Widerstands jetzt die geplante Beteiligung seines großen Spac an der Universal Music Group zurück, der Musiksparte des französischen Medienkonzerns Vivendi. Die SEC war nicht überzeugt, dass die Struktur der Transaktion im Volumen von 4 Mrd. Dollar den Vorgaben für solche Anlagevehikel entsprach. Laut Ackman ging es insbesondere um die Regularien der New Yorker Börse, wo das Spac notiert ist. Ackman wird sich jetzt direkt über seinen Hedgefonds Pershing Square Holdings an Universal beteiligen. Universal ist die Heimat von Stars wie Taylor Swift und kommt auf einen weltweiten Marktanteil von etwa 30%.
Ackman hatte vor einem Jahr mit dem Spac Pershing Square Tontine Holdings Aktien im Wert von 4 Mrd. Dollar emittiert – der bis dahin größte Börsengang eines dieser im vergangenen Jahr an der Wall Street immens populär gewordenen Blankoscheck-Unternehmen. Spacs (Special Purpose Acquisition Companies) sind Akquisitionsvehikel ohne operatives Geschäft, die an der Börse Eigenkapital aufnehmen, um damit eine andere Firma zu kaufen – und sie mit der Fusion gleichsam durch die Hintertür an die Börse zu bringen.
Der Widerstand der SEC gegen Ackman erfolgt vor dem Hintergrund einer breit angelegten Überprüfung der Spac-Strukturen durch die Aufsicht. Erst im Mai hatte die SEC mitgeteilt, dass sie neue Richtlinien in Betracht zieht, weil sie sich Sorgen um einen angemessenen Schutz von Kleinanlegern macht.
Die Zeit drängt
Ackmans von steuerlichen und rechtlichen Überlegungen für Vivendi motivierter Plan unterschied sich von traditionellen Transaktionen, weil er über das Spac nur einen Teil von Universal vor deren geplantem Börsengang an der Börse Amsterdam erwerben wollte. Eine weitere Besonderheit gegenüber einem typischen Spac-Deal: Investoren konnten nicht über die Transaktion abstimmen. Einige Beobachter hatten die geplante Beteiligung als meisterhafte Finanzkonstruktion gefeiert, mit der Ackman ein paar der üblichen Beschränkungen von Spacs zu umgehen schien. Kritiker sahen darin jedoch ein Zugeständnis Ackmans an die Tatsache, dass er in einem zunehmend überfüllten Spac-Markt aufgrund der Größe seines Vehikels bisher nicht in der Lage war, einen konventionelleren Übernahmekandidaten zu finden. Als potenzielle Kandidaten für eine Übernahme durch Ackmans Spac galten der mittlerweile regulär an die Börse gegangene Wohnungsvermittler Airbnb oder der Informationsdienstleister Bloomberg. Auch der Name des Zahlungsdienstleisters Stripe fällt immer wieder. Ackman hatte die Spekulationen mit öffentlichen Äußerungen über einen geheimnisvollen Deal immer wieder selbst befeuert.
Jetzt steht Ackman bei der Suche nach einem großen und attraktiven Übernahmeziel wieder am Anfang. Die Zeit drängt. Nach eigenen Angaben hat seine Blankoscheck-Firma noch 18 Monate Zeit, um eine Transaktion abzuschließen, falls die Aktionäre nicht für eine Verlängerung stimmen. Ackman versprach, künftig von kreativen Finanzkonstruktionen Abstand zu nehmen: „Angesichts unserer jüngsten Erfahrungen wird unser nächster Unternehmenszusammenschluss als konventionelle Spac-Fusion strukturiert sein.“