Nach Rückschlag durch Wertberichtigungen

Aldo Kamper will dem Kapitalmarkt AMS Osram „besser erklären“

Als CEO von AMS Osram muss Aldo Kamper für die Aktionäre die jüngsten Rückschläge am Kapitalmarkt einordnen. Persönlich sorgt er sich um die Willkommenskultur in Europa.

Aldo Kamper will dem Kapitalmarkt AMS Osram „besser erklären“

Kamper will AMS Osram „besser erklären“

sar Frankfurt

Als Aldo Kamper im April 2023 den CEO-Posten bei AMS Osram übernahm, war dies eine Rückkehr zu seinen beruflichen Wurzeln. Den Großteil seiner Karriere hat der gebürtige Niederländer, der Anfang Juni seinen 54. Geburtstag feiert, bei Osram verbracht. An den Licht- und Sensortechnologien fasziniert ihn die rasante Entwicklung: Die Produkte würden besser und zugleich wirtschaftlicher, schwärmte er am Montagabend bei einem Auftritt im Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten. Ob er nicht selbst Ingenieur hätte werden wollen? Der Gedanke sei ihm gekommen, räumt Kamper ein – letztlich studierte er dann aber doch Betriebswirtschaft.

Wichtig ist Kamper, eine Innovationskultur bei den 20.000 Beschäftigten im Unternehmen aufrechtzuerhalten. Dabei setzt er auf internationalen Austausch. Sein Wunsch ist, dass sich Beschäftigte aus aller Welt auch an den Hauptstandorten im österreichischen Premstätten bei Graz sowie in München wohlfühlen. Doch der Austausch wird schwieriger: Ein Ingenieur aus Malaysia habe jüngst eine Einladung abgelehnt – seine Familie sei nicht sicher gewesen, ob man in Europa willkommen sei, berichtet Kamper. Eine Willkommenskultur aufrechtzuerhalten, sei ihm „ein persönliches Anliegen als Europäer“, sagt Kamper. Er selbst hat in Maastricht und Trier studiert, heute arbeitet er in einem deutsch-österreichischen Unternehmen, das wiederum in der Schweiz börsennotiert ist.

Von Leoni zurück zu AMS Osram

Seine Laufbahn startete Kamper 1994 bei Osram in Regensburg, in den folgenden Jahren übernahm er Führungspositionen in Europa und den USA und wurde 2010 CEO der Geschäftseinheit Opto Semiconductors. Im Herbst 2018 wechselte er dann zu dem Autozulieferer Leoni – und verließ ihn, während Leoni noch mitten in der Restrukturierung über das vorinsolvenzliche Sanierungsverfahren StaRUG steckte, das in einem Delisting endete und dem Unternehmen einen anhaltenden Streit mit Aktionärsschützern einbrachte. Er habe das Technologieumfeld „vermisst“, sagte Kamper am Montagabend zu seiner Rückkehr.

Die Automobilindustrie zählt für AMS Osram (Umsatz 2023: 3,6 Mrd. Euro) zu den wichtigsten Kunden – die Produkte finden sich etwa in Scheinwerfern oder Displays. An der Börse ist das in der Schweiz notierte Unternehmen allerdings zuletzt schwer unter die Räder gekommen, auf Jahressicht verlor die Aktie rund 60% an Wert. Das liegt Kamper zufolge zum einen an einer Kapitalerhöhung aus dem Dezember, die Teil einer umfassenden Refinanzierung war, aber auch an einem Rückschlag am Markt: Ende Februar kam die Nachricht, dass ein Großkunde das Schlüsselprojekt der Micro-LED-Strategie für AMS Osram „unerwartet“ storniert hatte.

AMS Osram erwartet hohe Wertberichtigungen

Eine eigens für das Projekt in Malaysia gebaute Fabrik wird nun nicht mehr benötigt, nach vorläufigen Schätzungen erwartet der Konzern Wertberichtigungen von 600 bis 900 Mill. Euro. Grundlegende Wachstumsthemen seien jedoch intakt, betont der CEO, der dem Konzern im vergangenen Jahr das Sanierungsprogramm „Re-establish the Base“ verordnet hat. Von außen seien die Entwicklungen und ihre Folgen jedoch schwer einzuschätzen, räumt Kamper ein. Die Börse müsse das Unternehmen noch besser verstehen, glaubt er. „Meine Aufgabe ist es, die Entwicklungen besser zu erklären und immer wieder das Gespräch zu suchen.“

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