Alibaba wechselt überraschend den Chef
Wachablösung an der Alibaba-Spitze
hei Frankfurt
Nach acht Jahren an der Unternehmensspitze übergibt Alibaba-Chef Daniel Zhang überraschend das Zepter an Eddie Wu, der zuletzt die Kerngeschäftsbereiche Taobao und Tmall leitete. Mit Wirkung zum 10. September soll zugleich Zhangs bisheriger Stellvertreter als Chef des Verwaltungsrats, Joseph Tai, den Posten des Chairman übernehmen, wie das Unternehmen in Hangzhou verkündete.
Wu gilt als langjähriger Vertrauter von Alibaba-Mitbegründer Jack Ma. Er ist ebenfalls Mitgründer und "erster Programmierer" des Unternehmens, seit 1999 steht er an der Seite von Ma. Wu, der die Führung der Online-Shopping-Plattform Taobao und auch der kleineren Einheit Tmall behält, gilt auch als Kopf der Strategie, mit der Taobao für die Nutzung auf mobilen Endgeräten transformiert wurde. Der IT-Experte, der an der Universität Peking studiert hat, war Technikchef beim Bezahlservice Alipay und gründete 2015 den Venture Capital Fonds Vison Plus Capital.
Die Alibaba-Aktie geriet an der Börse in Hongkong unter Druck, denn der Wechsel kommt in einer Phase, in der der E-Commerce-Riese nach dem Abflauen der Corona-Pandemie mit Wachstumsschwäche und Marktanteilsverlusten kämpft. Alibaba hatte drei Quartale in Folge lediglich ein einstelliges Umsatzwachstum erzielt.
Dennoch ist die Wachablösung an der Konzernspitze kein Rauswurf von Zhang. Der Manager bleibt im Konzern und soll sich künftig auf die Führung des wichtigen und nach wie vor wachstumsstarken Cloud-Geschäfts konzentrieren, für das auch ein separater Börsengang angedacht ist. Alibaba hatte im zurückliegenden März eine tiefgreifende Umstrukturierung und die Aufspaltung in sechs Bereiche angekündigt, mit dem Ziel, das eigene Wachstum anzukurbeln und eine Gruppe eigenständiger Marktführer in Bereichen wie Cloud Computing und Logistik bis hin zum internationalen Handel zu schaffen. Neben der Cloud-Sparte streben auch die Logistiksparte Cainiao und der Lebensmittelbereich Freshhippo einen Börsengang an. Hintergrund war aber nach Einschätzung von Beobachtern auch der Versuch, die chinesischen Regulierungsbehörden zu besänftigen, die den marktmächtigen Konzern bereits seit Jahren verstärkt in die Mangel genommen haben. Der Plan galt als große Vision des nun scheidenden Alibaba-Chefs.
"Angesichts der Bedeutung der Alibaba Intelligence Group auf dem Weg zu einer vollständigen Abspaltung ist dies für mich der richtige Zeitpunkt für einen Übergang", wurde Zhang in der aktuellen Mitteilung des Unternehmens zitiert. Er werde sich in Zukunft dafür einsetzen, die Marktführerschaft des Cloudunternehmens zu stärken. "Das Aufkommen der generativen Künstlichen Intelligenz (KI) hat auch spannende Möglichkeiten eröffnet, die die Alibaba Intelligence Group gut nutzen kann", ergänzte Zhang. Der Bereich hat zuletzt 2,7 Mrd. Dollar umgesetzt und steht damit für knapp 10% des Gesamtkonzerns. Die Sparte gilt wegen ihrer Ertragsstärke als Perle des Konzerns. Ihr Wert wird von Analysten auf 41 bis 60 Mrd. Dollar geschätzt.