Als Forstwissenschaftler in die Finanzwirtschaft
Als Forstwissenschaftler in die Finanzwirtschaft
sar Frankfurt
Von Sabine Reifenberger, Frankfurt
Mit seinem Studium der Forstwissenschaften ist Thomas Richter ein Exot in der Finanzbranche. Doch das Wissen kann er gezielt einbringen: Er begleitet bei FS Impact Finance Investitionen in nachhaltige Waldinvestments im globalen Süden. „Wir sehen sehr viele Pitchdecks, die Daten enthalten, die irgendwie validiert werden müssen“, erklärt Richter im Podcast „Nachhaltiges Investieren“ der Börsen-Zeitung. Dabei gehe es um Einheiten wie Kubikmeter Holz, Festmeter und Tierarten, die in der klassischen Banker-Ausbildung nicht vorkommen. „Da wird es relativ schnell unübersichtlich, wenn man sich damit nicht wirklich auskennt.“
FS Impact Finance ist eine 100-prozentige Tochter der Frankfurt School. Richter arbeitet für die Restoration Seed Capital Facility (RSCF). Das Ziel: Mehr Gelder in Landnutzungsprodukte im globalen Süden zu lenken. Ausgestattet ist die Fazilität mit 25 Mill. Euro von der deutschen Bundesregierung und der Regierung von Luxemburg, ungefähr die Hälfte der Mittel ist Richter zufolge an Partner zugesagt.
Die Fazilität tritt als Co-Finanzierer der Projektentwicklungskosten auf. Viele Projekte scheitern Richter zufolge in diesem Punkt, die Co-Finanzierung soll das Risiko für Investoren senken. „Nur indem es mehr erfolgreiche Projekte gibt, können wir auch mehr privates Kapital in den Sektor steuern“, erklärt Richter die Idee.
Nur indem es mehr erfolgreiche Projekte gibt, können wir auch mehr privates Kapital in den Sektor steuern.
Thomas Richter, FS Impact Finance
Der Forstwissenschaftler hat schon als Kind viel Zeit in der Natur verbracht. „Ich bin schon als kleines Kind immer im Wald gewesen, zum Pilzesammeln oder auch generell in der Natur zum Angeln.“ Auch beruflich wollte er einen Bezug zum Wald haben. In die Finanzbranche kam er nach dem Studium in München über eine Zwischenstation in einer auf die Holzindustrie spezialisierten Unternehmensberatung. Bei FS Impact Finance arbeitet er nun eng mit Investoren zusammen.
Die Risiken und die Rendite müsse man bei den Projekten im globalen Süden sehr individuell betrachten, sagt Richter. Grundsätzlich seien die Risiken in den Entwicklungsländern höher als in den Industrieländern, dennoch konzentriert sich die RSCF auf Projekte im globalen Süden – in den Tropen liegen Richter zufolge die Biodiversitätshotspots. Außerdem würden dort viele Produkte hergestellt, um die Nachfrage aus Industrieländern zu decken. „Ein Ziel ist es, die Standards im Süden zu erhöhen.“
Lange Projektlaufzeiten
Unter den Investoren im Impact-Bereich sieht er regelmäßig Stiftungen, Entwicklungsbanken und institutionelle Investoren. Eine Herausforderung sind die Laufzeiten der Projekte. Zwar seien „langfristig auch Renditen deutlich nördlich der 10%“ möglich, sagt Richter, aber es brauche oft Jahre, bis die Projekte Cashflow-positiv sind. Auch wenn die Zeit zwischen dem Beginn der Baumwachstumsphase bis zur Ernte in den Tropen deutlich kürzer ist als bei europäischen Wäldern, vergehen oft mindestens zehn Jahre.
Mit typischen Fondslaufzeiten ist dies nur schwer in Einklang zu bringen. „Deswegen geht auch der Trend in dem Bereich deutlich zu Permanent Capital Vehicles“, beobachtet Richter. Dass ökologische und wirtschaftliche Ziele zusammenkommen, ist für ihn ein wichtiger Schlüssel zu mehr Nachhaltigkeit: „Das war für mich einer der Beweggründe, warum ich in den Bereich gewechselt bin. Nur wenn wir etwas wirklich nutzen können, dann können wir es auch langfristig schützen.“
Man kommt einfach mal raus aus seiner Bubble hier in Frankfurt oder in München oder in London und sieht, was am anderen Ende des Planeten passiert.
Thomas Richter, FS Impact Finance
Vor einem Investment durchlaufen die Projekte der RSCF eine Due Diligence. Dazu gehört es auch, dass Richter und sein Team die Partner treffen, die ein Projekt vor Ort betreuen. Diese Reisen gehören für Richter zu den spannendsten Aspekten seiner Arbeit: „Wenn Sie im Amazonas oder in Afrika unterwegs sind und wirklich mit ‚boots on the ground‘ die Projekte anschauen – das ist, glaube ich, auch eine der wichtigsten Komponenten der Due Diligence, dass man wirklich eine Vertrauensbasis zu den Partnern aufbaut.“
Die Reisen führen ihn auch in abgelegene Regionen, etwa in den Amazonas, wo er mit indigenen Communities an der Projektentwicklung gearbeitet hat. „Das sind hochsensitive Themen, und solche Trips und Projekte beeindrucken dann natürlich langfristig“, sagt Richter. Die Reisen sind für ihn auch eine Möglichkeit, die Perspektive zu wechseln. „Man kommt einfach mal raus aus seiner Bubble hier in Frankfurt oder in München oder in London und sieht, was am anderen Ende des Planeten passiert.“ Dies helfe dabei, die eigene Nachfrage zu überdenken. „Dann sehen Sie den eigenen Konsum, die eigene Flächennutzung hier ganz anders.“