Andreas Herzog sitzt bei GFT an der Schnittstelle
„Investor Relations sind keine Einbahnstraße“
Von Sabine Reifenberger, Frankfurt
sar Frankfurt
Für Andreas Herzog ist Investor Relations „ein unfassbar geniales Jobprofil“. Gründe dafür hat er gleich mehrere parat: Die Arbeit sei cross-funktional, abwechslungsreich, vielseitig – „der Job ist jeden Tag anders“. Der 56-Jährige ist vom Banking in die IR-Arbeit gekommen. Nach dem Schulabschluss hat er zunächst eine Ausbildung zum Bankkaufmann absolviert und unter anderem für Equinet (heute Pareto) und die Concord Investmentbank gearbeitet. „Die Station im Market-Making war nicht 100% meine Welt“, sagt er rückblickend.
Herzog fand den Blick auf die Unternehmensseite spannender, diese Perspektive fand er im Banking im Bereich Institutional Sales. „Auch da bringt man Unternehmen mit Investoren zusammen, da gibt es Parallelen zur IR-Arbeit.“ Nach Fortbildungen zum Certified International Investment Analyst und zum Certified Investor Relations Officer wechselte Herzog 2012 vom Banking auf die Unternehmensseite und übernahm die IR-Arbeit für den Finanzdienstleister MLP. Vor zwei Jahren wechselte er dann von der Finanz- in die Softwarebranche zu GFT Technologies.
„Die Regulierung hat enorm angezogen.“
Andreas Herzog, GFT Technologies
Bei GFT ist er nicht nur für Investor Relations, sondern auch für Corporate Social Responsibility verantwortlich. „Mit Nachhaltigkeitsthemen habe ich mich erstmals vor zehn Jahren näher befasst, damals war es aber für Smallcap-Unternehmen noch ein Randthema“, erinnert er sich. Durch die zunehmende EU-Regulatorik zur Nachhaltigkeitsberichterstattung, etwa die Corporate Sustainability Reporting Directive, ist das Thema heute in der IR-Arbeit deutlich präsenter. „Die Regulierung hat enorm angezogen.“
Mehr regulatorische Vorgaben
Als Technologieunternehmen halten sich die Umwelteinflüsse bei GFT in Grenzen. Bei Bankenfinanzierungen sowie bei Investorengesprächen spielt Nachhaltigkeit dem IR-Chef zufolge eine untergeordnete Rolle. „Nachfragen dazu kommen allenfalls in homöopathischen Dosen.“ Herzog findet es wichtig, über Nachhaltigkeit zu berichten, doch die aktuelle Entwicklung geht seiner Meinung nach zu stark in die Details. „Es hilft keinem Investor, wenn ich ihm Hunderte Datenpunkte vorlege.“
Der Umgang mit Regulatorik ist bei IR-Professionals mittlerweile fester Jobbestandteil. „Fast alles im Investor-Relations-Bereich ist in einer Richtlinie, einem Gesetz oder einer Börsenordnung dargelegt“, sagt Herzog. In diesen sattelfest zu sein, sei eine Grundvoraussetzung für den Job. Auch ein gutes Zahlenverständnis sei hilfreich. „Wie eine Bilanz funktioniert und welche Regeln greifen, das kann man sich gut erarbeiten“, sagt Herzog, der auch als Lehrbeauftragter für Finanzberichterstattung an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg aktiv ist. Was man trotz Trainings nicht lernen könne: „Die Kommunikation an sich und das Gefühl, wie man Themen am besten angeht – das entwickelt sich über die Jahre.“
„Investor Relations ist keine Einbahnstraße.“
Andreas Herzog, GFT Technologies
Berufliche Routine hilft auch im Umgang mit schwierigen Themen. Im August hat GFT, die 2023 einen Umsatz von knapp 789 Mill. Euro und ein Ebit von gut 68 Mill. Euro verbuchte, die Wachstumserwartung für das laufende Jahr gesenkt. Aus IR-Sicht keine angenehme Situation, räumt Herzog ein. „Ich bin um halb sieben ins Büro gekommen – und ich wusste, mir würden an diesem Tag nicht nur Liebe und gute Laune begegnen.“ Oberstes Gebot guter IR-Arbeit ist es aus seiner Sicht jedoch, gerade bei negativen Nachrichten transparent zu kommunizieren. „Kritische Fragen sind in so einer Situation völlig berechtigt, mit denen muss man sich auseinandersetzen.“
Kontakt mit über 400 Investoren
Im vergangenen Jahr war das IR-Team, das demnächst auf drei Personen anwachsen soll, laut Herzog in Kontakt mit mehr als 400 Investoren. In diesem Jahr dürften es noch einmal mehr werden. Wichtig sei es dabei, nicht nur die eigene Botschaft in die Welt zu tragen. „Investor Relations ist keine Einbahnstraße“, betont Herzog. Es gehe auch darum, am Kapitalmarkt Feedback einzusammeln und dieses an das Management heranzutragen. „Wir müssen als IR-ler auch intern das Verständnis dafür schärfen, was die Kapitalmarktteilnehmer wollen.“
Wettbewerb um Aufmerksamkeit
Ein Großteil der Arbeit entfalle mittlerweile auf Berichterstattung und die Organisation der Hauptversammlung. Am meisten Spaß macht Herzog aber der direkte Austausch mit Investoren und Analysten. Einen engen Austausch findet er für den SDax-Wert GFT unabdingbar. „Als kleineres Unternehmen stehen wir in einem intensiven Wettbewerb um Kapital und Aufmerksamkeit der Investoren“, sagt Herzog. Entsprechend flexibel müsse man auch die IR-Arbeit aufstellen. „Wir müssen immer am Ball bleiben, Kontakt halten, uns ins Gedächtnis rufen – und auch in der Lage sein, spontan mal ein längeres Gespräch einzuschieben.“
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