Anlegerschützer Tüngler führt Freenet-Aufsichtsrat
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Marc Tüngler, seit 1999 für die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) tätig und seit 2011 Hauptgeschäftsführer der Anlegerschutzvereinigung, ist neuer Aufsichtsratsvorsitzender des Telekommunikationsdienstleisters Freenet. Der aus zwölf Mitgliedern bestehende Aufsichtsrat des MDax-Unternehmens wählte den Rechtsanwalt (Jahrgang 1968), der seit 2015 Mitglied der Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex ist, nach der Hauptversammlung am Donnerstag an die Spitze des Gremiums, wie Freenet mitteilte.
Tüngler, der dem Aufsichtsrat seit 2012 angehört, ist Nachfolger von Prof. Dr. Helmut Thoma. Der österreichische Medienmanager und frühere RTL-Chef (1939) hatte 2017 erneut den Aufsichtsratsvorsitz bei Freenet übernommen. Zuvor war der promovierte Jurist bis 2009 auf dem Posten des Chefkontrolleurs. Insgesamt gehörte er dem Kontrollgremium von Freenet und dem Vorgängerunternehmen Mobilcom mehr als zwei Jahrzehnte an. Nun gab Thoma sein Mandat ab.
In einem kurz vor der Hauptversammlung erschienenen „Handelsblatt“-Interview übte der 83-Jährige scharfe Kritik am Kurs des Mobilfunkanbieters und an dessen seit 2009 amtierendem Vorstandschef Christoph Vilanek (1968). In Gesprächen mit ihm habe er immer wieder vergeblich strategische Entwürfe gefordert, so Thoma. Ziel müsse sein, sich aus der Abhängigkeit von den großen Netzgesellschaften zu befreien. Freenet habe zu wenig an Innovationen geboten, den CEO habe „von den neuen Vorschlägen nichts wirklich interessiert“. Nun stricke sich Vilanek „einen Aufsichtsrat, der pflegeleichter ist als der alte unter meiner Führung“.
Tüngler, den der Aufsichtsrat einstimmig für vier Jahre gewählt hat, habe seine gesamte Berufslaufbahn bei der Anlegerschutzvereinigung verbracht und noch nie eine unternehmerische Entscheidung treffen müssen. Dies, fügte Thoma hinzu, wäre jedoch eine Voraussetzung für den Job des Aufsichtsratschefs. Dem Freenet-Gremium gehören als neue Mitglieder nun auch Kerstin Lopatta (1969), Professorin für Rechnungslegung, Wirtschaftsprüfung und Nachhaltigkeit an der Universität Hamburg, sowie Miriam Wohlfarth (1970), CEO des 2020 gegründeten Berliner Fintechs Banxware, an.