Erfahrener Kostenmanager

Apple-Finanzchef Luca Maestri kündigt Rückzug an

Mit dem angekündigten Rückzug von Apple-CFO Luca Maestri bahnt der Konzern eine Verjüngungskur im Vorstand an. Der Tech-Riese benötigt frischen Wind, um über die iPhone-Verkäufe auch künftig die Aktie stützen zu können.

Apple-Finanzchef Luca Maestri kündigt Rückzug an

Apple-CFO Luca Maestri kündigt Rückzug an

Von Alex Wehnert, New York

Während seine Kollegen auf den Vorstandsetagen im Silicon Valley ausgabenseitig seit Jahren auf die Tube drücken, behält Luca Maestri die Kosten eng im Blick. Zur Hochphase der Corona-Pandemie, als die explodierende Nachfrage nach Technologiegadgets der Branche einen Einstellungsboom bescherte, hielt Apple die Belegschaft unter den wachsamen Augen ihres Finanzchefs schmal – und musste anschließend in geringerem Ausmaß zu Entlassungen greifen als die Big-Tech-Konkurrenz.

Adjutant folgt nach

Nun jedoch verändert das Wettrüsten bei künstlicher Intelligenz (KI) die Bedingungen im Sektor, den Umbruch wird Maestri schon bald nicht mehr von der CFO-Position aus mitgestalten. So zieht sich der in Rom geborene Manager zum 1. Januar 2025 nach zehn Jahren von seinem Posten zurück, sein bisher für die Finanzplanung und -Analyse zuständiger Spitzenadjutant Kevan Parekh rückt nach.

Mit dem Wechsel vom 60-jährigen Maestri zum aktuell 52-jährigen Parekh bahnt sich eine Verjüngungskur im Vorstand des iPhone-Riesen an. Während der 2011 begonnenen Amtszeit von CEO Tim Cook zählte Apple bisher auf eine stabile Gruppe aus Spitzenmanagern. Doch Cook selbst, der das Steuer einst von Firmengründer Steve Jobs übernahm, ist inzwischen 63 Jahre alt, Chief Operating Officer Jeff Williams 61. Wenngleich Apple kein Ruhestandsalter festgeschrieben hat, rückt in der Führungsriege nun also verstärkt die Nachfolgefrage in den Fokus.

Hoffnung auf KI-Features

Der Konzern aus Cupertino versucht dabei durchaus, sich die Erfahrung ihrer Spitzenkräfte zu erhalten. Der langjährige Marketing-Chef Phil Schiller, der Kunden aus zahlreichen Produktpräsentationen bekannt ist, gab seine operative Rolle 2020 ab, avancierte damals jedoch zum Apple Fellow – einer Art grauer Eminenz, die dem Vorstandschef beratend zur Seite steht. Maestri soll künftig indes den Bereich für Unternehmensdienstleistungen lenken, zu dem auch die interne Datenzentren-Infrastruktur gehört.

Bei Anlegern regt sich indes die Hoffnung, dass das Apple-Spitzenmanagement die zuletzt eingetrübte iPhone-Nachfrage mit einer stärkeren Fokussierung auf neue KI-Features wieder beleben kann. Insbesondere schwächere Verkäufe in China, wo Huawei Marktanteile gewinnt, bremsten das Umsatzwachstum in den vergangenen Quartalen deutlich. Mit seinem auf der jährlichen Entwicklerkonferenz im Juni vorgestellten System Apple Intelligence will der Tech-Riese das Nutzererlebnis auf seinen Endgeräten stärker personalisieren und den Sprachassistenten Siri leistungsfähiger machen. 

Käufer neuer Modelle im Vorteil

Die neue Software soll sich Informationen aus auf dem iPhone oder dem iPad installierten Apps ziehen und persönliche Daten auswerten können, um komplexe Befehle ausführen zu können. Beispielsweise soll sie auf Basis von Nachrichten im SMS-Postfach mögliche Terminkollisionen ausfindig machen und Antworten auf E-Mails vorschlagen. Bei komplizierteren Aufgaben soll Apple Intelligence überdies ChatGPT hinzuziehen können. Die OpenAI-Software wird für iPhone-Nutzer kostenlos in das neue System integriert.

Die Features sollen allerdings nur Besitzern eines iPhone 15 Pro und nachfolgenden Modellen zur Verfügung stehen. Apple setzt darauf, dass dies Kunden dazu bewegen wird, ihre alte Hardware gegen neue einzutauschen. Zu Wochenbeginn versandte Apple Einladungen zu einem Event am 9. September, bei dem Analysten die Vorstellung des iPhone 16 erwarten.

Verfechter von Rückkäufen

Einige KI-Anwendungen könnten allerdings auch den Käufern neuer Modelle erst ab 2025 zur Verfügung stehen. In der ersten Hälfte 2024 war unter Anlegern die Sorge umgegangen, dass Apple in Bezug auf lernfähige Algorithmen den Anschluss an Konkurrenten verliert, die früher Milliardeninvestitionen in die KI-Entwicklung pumpten. Maestri wandte überschüssiges Cash indes gern für Aktienrückkäufe auf, seit seinem Amtsantritt 2014 stehen Buybacks im Volumen von über 650 Mrd. Dollar zu Buche. Anfang Mai gab der Verwaltungsrat Rückkäufe über 110 Mrd. Dollar frei und beruhigte die aufgewühlte Anlegerseele damit vorübergehend. Langfristig, glauben Analysten, muss die Konzernführung allerdings frischen Wind in die Produktentwicklung bringen, um die Aktie zu stützen.

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