Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Hannover gegen Mitarbeiter von Continental im Zusammenhang mit dem 2015 aufgeflogenen Dieselabgasskandal von Volkswagen richten sich auch gegen den früheren Vorstandsvorsitzenden Karl-Thomas Neumann. Bei dem 60-Jährigen, der von September 2008 bis August 2009 an der Spitze des Autozulieferers und Reifenherstellers aus Hannover stand und zuvor bereits seit 2004 dem Vorstand angehörte, geht es um den Verdacht auf Beihilfe zum Betrug, wie ein Sprecher der Ermittlungsbehörde der Nachrichtenagentur Reuters sagte.

Neumann, der einige Jahre auch für Volkswagen unter anderem als Leiter des China-Geschäfts tätig war, ehe er von 2013 bis 2017 an der Spitze von Opel stand, ist das vierte ehemalige Continental-Vorstandsmitglied, das im Visier der Ermittler steht. Am Mittwoch voriger Woche war bekannt geworden, dass die Staatsanwaltschaft ihre seit 2019 laufenden Ermittlungen auf den am 17. November von seinen Aufgaben bei dem Dax-Konzern entbundenen Finanzchef Wolfgang Schäfer, den im vorigen Herbst ausgeschiedenen Vorstandsvorsitzenden Elmar Degenhart sowie auf José Avila, bis September 2018 im Vorstand für die inzwischen abgespaltene Antriebssparte zuständig, ausgeweitet hat.

Die Vorwürfe, die auch zwei weitere Beschuldigte auf der Ebene unterhalb des Vorstands betreffen, lauten auf Beihilfe zu Betrug und Untreue sowie auf vorsätzliche Verletzung der Aufsichtspflicht. Die Ermittlungen drehen sich um die Rolle von Continental bei der Lieferung von Motorsteuerungsgeräten und dem Einbau einer verbotenen Abschalteinrichtung in die Steuerungssoftware. Die Staatsanwaltschaft Hannover führt Ermittlungen gegen 61 Beschuldigte bei dem Zulieferer.