Hedgefondsmanager im Zwielicht

Aufsicht erteilt Crispin Odey Berufsverbot

Die britische Aufsicht hat Crispin Odey wegen "mangelnder Integrität" Berufsverbot erteilt. Der Hedgefondsmanager ficht die Entscheidung an.

Aufsicht erteilt Crispin Odey Berufsverbot

Aufsicht erteilt Crispin Odey Berufsverbot

hip London

Die britische Finanzaufsicht hat dem Hedgefondsmanager Crispin Odey wegen „mangelnder Integrität“ Berufsverbot erteilt. Wie die Financial Conduct Authority (FCA) mitteilte, erhielt er zudem eine Geldstrafe von 1,8 Mill. Pfund. Weil der Gründer von Odey Asset Management (OAM) die Entscheidung vor dem Upper Tribunal anfechten will, ist sie vorläufiger Natur. Es geht um sexuellen Missbrauch in zahlreichen Fällen.

Die „ Financial Times“ fand 13 Frauen, die ihm sexuelle Belästigung vorwarfen. Die Vorwürfe erstreckten sich über einen Zeitraum von 25 Jahren. Die öffentliche Entrüstung darüber sorgte dafür, dass sowohl Dienstleister wie Morgan Stanley als auch Kunden wie Schroders die Reißleine zogen. Einen Fall diesen Ausmaßes hatte es in der City noch nie gegeben.

„Kultur des Schweigens“

„Eine Kultur des Schweigens, in der nicht effizient mit Vorwürfen von Fehlverhalten umgegangen wird, kann Verbraucher und Märkte gefährden“, sagte Therese Chambers, die bei der FCA für die Themen Märkte und Strafverfolgung zuständig ist. „Herr Odey hat wiederholt versucht, sich Bemühungen, ihn zur Verantwortung zu ziehen, zu entziehen oder sie zu behindern. Sein Mangel an Integrität bedeutet, dass er es verdient hat, aus der Branche verbannt zu werden.“

Aus Sicht der Behörde versuchte Odey gezielt, die disziplinarischen Prozesse bei OAM zu hintertreiben, um seine Interessen zu wahren. Sein Verhalten habe gezeigt, dass er für eine der Regulierung unterliegende Tätigkeit nicht geeignet sei.

Anhörung verschleppt

Im Februar 2021 habe Odey wegen seines „unangemessenen Verhaltens“ eine schriftliche Verwarnung des Executive Committee von OAM erhalten. Für den 30.11.2021 setzte das Gremium eine disziplinarische Anhörung dazu an, ob er gegen diese Verwarnung verstoßen habe. Am 24.12.2021 nutzte er der FCA zufolge seine Mehrheit an OAM, um sich selbst zum einzigen Mitglied des Executive Committee zu machen. Dann habe er am 6.1.2022 entschieden, die Anhörung zu seinem Verhalten auf unbestimmte Zeit zu verschieben, weil er nicht in der Lage sei, sie unparteiisch durchzuführen.

Am 12.1.2022 habe er neue Komitee-Mitglieder ernannt und sei von seinem Amt zurückgetreten. Doch nachdem man sich über die Vorgehensweise für seinen Fall nicht einig werden konnte, habe er sie am 31.3.2022 entlassen und sich erneut selbst als einziges Mitglied eingesetzt. Am 4.7.2022 ernannte er zwei neue Mitglieder. Am 29.11.2022 fand die disziplinarische Anhörung endlich statt.

Trennung von Odey

Im Juni 2023 beschloss das Executive Committee, Odey die Mitgliedschaft zu entziehen. Zugleich wurde die Odey Asset Management Group aus dem Partnerschaftsunternehmen herausgelöst. Damit vollzog die Firma sowohl auf persönlicher als auch auf wirtschaftlicher Ebene die Trennung von Odey. OAM befindet sich in der Abwicklung.

Der ehemalige Schwiegersohn von Rupert Murdoch war nicht nur in der City of London bestens vernetzt. Er half dem prominenten Brexiteer Jacob Rees-Mogg bei der Gründung seines Investmentvehikels Somerset Capital Management. Der Sprössling einer Industriellenfamilie war allerdings wegen seiner Unterstützung für den EU-Austritt nicht überall beliebt.

Wetten gegen das Pfund

Dass er in der Zeit rund um das EU-Referendum 220 Mill. Pfund an Wetten gegen das Pfund verdiente, brachte Brexit-Befürworter gegen ihn auf. Mit Murdochs ältester Tochter Prudence war er nur 15 Monate verheiratet. Die Ehe mit Nichola Pease, die bis 2008 J.O. Hambro Capital Management führte, hielt zwei Jahrzehnte lang.

Odey sieht sich als Opfer einer „Hexenjagd“. Im Mai verklagte er die „Financial Times“ wegen Verleumdung.

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