Autozulieferer Leoni verliert CEO Kamper an AMS Osram
-Chef Aldo Kamper nimmt mitten in der Sanierung des Autozulieferers überraschend den Hut und soll noch im Frühjahr die Führung des österreichischen Halbleiter-Konzerns Osram übernehmen. Der 52-jährige Niederländer folgt dort auf Alexander Everke, der seit fast sieben Jahren AMS-Chef ist, wie das Unternehmen am Montagabend mitteilte. Er hatte den Sensor- und Licht-Spezialisten aus der Nähe von Graz mit der heiß umkämpften Übernahme von Osram deutlich ausgebaut, konnte die Talfahrt des Aktienkurses seither aber nur mit Mühe stoppen. Für Kamper ist es eine Rückkehr: Er hatte vor seinem Wechsel nach Nürnberg 15 Jahre lang in führenden Positionen für Osram gearbeitet, zuletzt als Chef der Sparte für optische Halbleiter.
Der Aufsichtsrat habe Kamper zum Vorsitzenden des Vorstands bestellt, der Führungswechsel solle im Laufe des Frühjahrs vollzogen werden, erklärte AMS. Den Chefposten bei Leoni gibt Kamper Ende März ab. Er solle die Strategie weiterentwickeln, erklärte AMS-Osram-Aufsichtsratschefin Margarete Haase. „Seine technologische Kompetenz und Erfahrung als Manager bilden eine hervorragende Grundlage, um die Chancen aus der Kombination von Sensorik und LED-Technologie auszuschöpfen.“ Die MicroLED-Technik, auf die AMS setzt, habe er schon in seiner Zeit bei Osram frühzeitig gefördert. Ein Weggefährte Kampers bei Osram, Ingo Bank, hat im Herbst seinen Rückzug als Finanzvorstand von AMS Osram für Ende April angekündigt.
Der ehemalige Siemens- und Infineon-Manager Everke hatte die mehr als 4 Mrd. Euro schwere Übernahme der deutlich größeren Osram gegen heftigen Widerstand des Managements durchgesetzt. Zahlreiche Randgeschäfte von Osram wurden seither verkauft. In seiner Amtszeit verzehnfachte er den Umsatz von AMS, doch die Zweifel der Analysten am künftigen Erfolg konnte er nie ausräumen. Inzwischen ist das fusionierte Unternehmen an der Börse nur noch 2,3 Mrd. Euro wert. AMS Osram gilt als sehr abhängig von seinem wohl wichtigsten Kunden Apple.
Kampers Abschied von Leoni kam überraschend. „Ich hätte die Restrukturierung dieses zukunftsträchtigen Unternehmens gern als CEO abgeschlossen“, erklärte er, machte aber klar, dass die neue Aufgabe eine Herzensangelegenheit für ihn sei. „Da konnte ich nicht Nein sagen.“ Kamper führt Leoni seit fünfeinhalb Jahren. „Geholt, um das geplante Wachstum zu managen, bewährte er sich als Krisenmanager“, lobte Aufsichtsratschef Klaus Rinnerberger ihn. Kamper hatte bald nach Amtsantritt begonnen, den Hersteller von Kabelbäumen und Drähten für Auto und Industrie mit damals rund 90.000 Mitarbeitern grundlegend umzubauen, weil das Wachstum aus dem Ruder gelaufen war.
Bei der mühseligen Sanierung erlitt Leoni zuletzt aber einen erneuten Rückschlag, als der Käufer für das Kabelgeschäft, die thailändische Stark Corp, überraschend absprang. Der Verkaufserlös war ein wichtiger Baustein für das Sanierungskonzept. Nun kümmert sich wieder der Krisenmanager Hans-Joachim Ziems als Vorstand darum, die Finanzierung des Konzerns zu sichern. Ein Nachfolger für Kamper wird gesucht.