Ex-Deutsche-Bank-Chef

Banker und Buhmann: Ackermann wird 75

Rekordgewinne und Milliardenstrafen – für beides war Josef Ackermann bei der Deutschen Bank verantwortlich. Der Schweizer wird am Dienstag 75 Jahre alt.

Banker und Buhmann: Ackermann wird 75

Von Detlef Fechtner, Frankfurt

Über Josef Ackermann zu schreiben bedeutet, ständig zwei Worte einsetzen zu müssen: „einerseits“ und „andererseits“. Einerseits hat Ackermann dem Vorstand der Deutschen Bank in einer Zeit vorgestanden, in der der Finanzkonzern rekordhohe Gewinne erzielte. Andererseits war die Art und Weise, in der die Deutsche Bank in der Ära Ackermann Geschäfte machte, ein wesentlicher Grund dafür, dass das größte deutsche Kreditinstitut später zu drakonischen Strafen verurteilt wurde und ab 2015 fünf Jahre in Folge milliardenschwere Verluste verbuchte.

Einerseits war Ackermann in der Finanzkrise ein durchaus gefragter Ansprechpartner der Bundesregierung, beispielsweise im Zuge der Rettung der Hypo Real Estate. Andererseits brüskierte er die Kanzlerin, indem er deren Rettungspolitik mit dem Hinweis desavouierte, er würde sich schämen, wenn die Bank in der Krise Staatsgeld annehmen würde.

Einerseits verschaffte er dem deutschen Branchenprimus zwischenzeitlich im Markt Respekt, indem er Bankers Trust integrierte und im Investment Banking Erfolge erzielte. Andererseits leidet die Bank bis heute unter den Reputationsschäden, die ihr Ackermann zufügte – etwa wenn er im Mannesmann-Prozess zu Protokoll gab, dass Deutschland seiner Ansicht nach das einzige Land sei, „in dem diejenigen, die Erfolg haben und Werte schaffen, deswegen vor Gericht gestellt werden“. Oder wenn er sich zum Buhmann machte, indem er erklärte, Frauen machten Unternehmensvorstände „farbiger“ und „schöner“.

Einerseits gelang es dem promovierten Absolventen der Universität St. Gallen zwischenzeitlich, die Profitabilität der Bank zu steigern. Andererseits gilt das von ihm öffentlich ausgerufene Ziel einer Eigenkapitalrendite von 25% vor Steuern als mitursächlich dafür, dass die Bank viele Jahre unterkapitalisiert war und deswegen immer wieder in kritische Situationen geriet. Abgesehen davon zählt die Rendite-Ansage Ackermanns bis heute in der öffentlichen Wahrnehmung als Ausdruck einer gierigen Kreditwirtschaft.

Der im Kanton St. Gallen geborene Sohn eines Landarztes begann seine berufliche Karriere bei der Schweizerischen Kreditanstalt, also bei der heutigen Credit Suisse. Für die Großbank war er in der Schweiz, in Großbritannien und den Vereinigten Staaten tätig, bevor er 1996 in den Vorstand der Deutschen Bank wechselte, der seinerzeit von Rolf-Ernst Breuer geführt wurde. Ungewöhnlich früh legte sich der Finanzkonzern fest, dass Ackermann Breuers Nachfolger werden sollte. Bereits anderthalb Jahre vor dessen Abschied wurde der Schweizer als erster ausländischer Vorstandschef nominiert.

Von 2002 bis 2006 war Ackermann Vorstandssprecher, von 2006 bis 2012 Vorsitzender des Vorstands ebenso wie des erweiterten Vorstands, bevor er an die Doppelspitze bestehend aus Anshu Jain und Jürgen Fitschen übergab. Es folgten Jahre an der Spitze der Verwaltungsräte zuerst der Zurich Insurance Group, später der Bank of Cyprus. Am Dienstag feiert Josef Ackermann den 75. Geburtstag.

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