Die mittelständische Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft BDO verliert ein versiertes Versicherungsteam an den Wettbewerber Mazars. An Bord gehen dort fünf Branchenexperten gemeinsam mit einem interdisziplinären Team aus Wirtschaftsprüfern, Steuerberatern, Aktuaren und ESG-Experten, teilt Mazars mit. Die Wechsel laufen zum 1. Dezember 2022 beziehungsweise 1. Juli 2023. Es geht nach Branchenangaben um 35 Köpfe.

„Die Marktkonzentration zeigt sich auch im Versicherungssektor, weil dort ein Großteil der Prüfungen auf die drei größten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften entfällt“, sagt Dr. Christoph Regierer, Sprecher des Management Boards von Mazars in Deutschland und Mitglied im Global Executive Board. „Mit dem Wechsel des Versicherungsteams von BDO zu uns verbessern wir unsere Marktposition im Versicherungsbereich erheblich.“

Mazars und BDO sind ähnlich im Markt positioniert und im Prüfungs- und Beratungsgeschäft auf mittelgroße bis große Versicherungsgruppen ausgerichtet. Auch für BDO ist die Versicherungsbranche Kern­geschäft; die Gesellschaft hatte ihre Marktposition in den vergangenen Jahren mit einer Reihe neuer Prüfungsmandate ausgebaut. Der Wechsel des Versicherungsteams ist somit ein schwerer Aderlass für die Gesellschaft. BDO erklärt dazu, „in einer Branche, die wie die Wirtschaftsprüfungsgesellschaften großen Personalbedarf hat, ist das ein inzwischen üblicher Vorgang. Auch BDO hatte in jüngster Zeit solche Zugewinne zu verzeichnen.“ Der Bereich der Finanzdienstleister stehe auch künftig im Fokus von BDO, die den Umsatz in Deutschland zuletzt um 6,6% auf 304 Mill. Euro ausbaute. Dies gelte insbesondere für den Bankenbereich, in dem die Gesellschaft „ihre sehr erfolgreichen Aktivitäten der letzten Jahre weiter ausbauen wird“. Wichtiger Bestandteil des Angebots solle auch der Fachbereich Betriebliche Altersversorgung & Versicherungsmathematik bleiben.

Führende Kraft im wechselwilligen Team ist Thomas Volkmer, der aktuell in Köln den Versicherungsbereich von BDO in Deutschland leitet. Er arbeitet seit mehr als 20 Jahren in der Prüfung und Beratung von Versicherungsunternehmen, davon 14 Jahre für BDO. Seine fachlichen Schwerpunkte sind Abschlussprüfung, Interne Revision, IFRS-Conversion und aufsichtsrechtliche Beratung. Als Mitglied im Versicherungsfachausschuss des Instituts der Wirtschaftsprüfer (IDW)  engagiert er sich zudem in der berufsständischen Meinungsbildung und ist Autor verschiedener Fachpublikationen.

Für Mazars entschieden hat sich auch Sven Capousek am Standort Köln. Er ist seit mehr als 19 Jahren in der Prüfung und prüfungsnahen Beratung von Versicherern aktiv. Als Mitglied der Arbeitsgruppe „Besonderheiten bei der Prüfung von Versicherungsunternehmen aufgrund der Niedrigzinsphase“ engagiert er sich ebenfalls im IDW. Sascha Kaminski am Standort Frankfurt bringt 18 Jahre Prüfungs- und Beratungser­fahrung mit. Zu seinen Mandanten zählen laut Mazars Versicherungskonzerne, Holding- und Service-Ge­sellschaften sowie Einrichtungen der betrieblichen Altersversorgung. Da­rüber hinaus sei er Dozent für Rechnungslegung von Versicherungsunternehmen an der Hochschule Rhein Main. Seit mehr als 17 Jahren setze Neuzugang Michael Neurath, ebenfalls Frankfurt, als Wirtschaftsprüfer und Steuerberater in der Versicherungsbranche ähnliche Schwerpunkte. Außerdem sei er Mitglied der Arbeitsgruppe „Insurance Contracts“ beim IDW. Ole Keppeler in Hamburg verfüge über langjährige Erfahrung als Wirtschaftsprüfer, habe die Facharbeit im Versicherungsbereich von BDO verantwortet und sei unter anderem als Dozent an der Leuphana Universität Lüneburg tätig.

„Mit diesen Neuzugängen werden wir die Zahl unserer Versicherungspartner in Deutschland auf einen Schlag verdoppeln“, hebt Marc Böhlhoff hervor, der als Partner bei Mazars den Versicherungssektor betreut. Mazars baue ihre Ressourcen deutlich aus und hebe ihre Versicherungspraxis „auf ein neues Niveau“. Beim Übergang stehe die bestmögliche Betreuung des Marktes im Mittelpunkt. „Daher vollziehen wir den Wechsel sukzessive bis Mitte 2023“, sagt Böhlhoff.

Mit dem neuen Team rechnet sich Mazars auch eine Stärkung ihrer Position im Geschäft mit kapi­talmarktorientierten Unternehmen aus, den sogenannten Public Interest Entities (PIE). Im vergangenen Ge­schäftsjahr habe Mazars in Deutschland 42 PIEs geprüft und im laufenden Geschäftsjahr an zahlreichen Ausschreibungen für Prüfungsmandate von SDax- und MDax-Unternehmen teilgenommen. Hierzulande ist Mazars mit 108 Partnerinnen und Partnern und fast 1780 Mitarbeitenden an zwölf Standorten vertreten, die zuletzt gut 200 Mill. Euro um­setzten. Weltweit ist die Partnerschaft in mehr als 90 Ländern und Regionen mit über 44 000 Berufsträgern vertreten.