Luftfahrt

Bei Condor endet eine Ära

Condor-Chef Ralf Teckentrup hört Ende des Jahres beim Ferienflieger auf. Sein Unternehmen sei gut aufgestellt, betont er, auch wenn der Wettbewerb mit der Lufthansa hart ist.

Bei Condor endet eine Ära

Condor-Chef Teckentrup übt
für die neue Work-Life-Balance

Von Lisa Schmelzer, Frankfurt
Von Lisa Schmelzer, Frankfurt

Bei der Fluggesellschaft Condor endet in diesen Tagen eine Ära. Nach ziemlich genau 20 Jahren an der Condor-Spitze verabschiedet sich Ralf Teckentrup (66) zum Jahresende in den Ruhestand. Dass er dann nur noch Golf spielt oder anfängt, Rosen zu züchten, kann man sich nicht vorstellen. Er selbst weiß noch nicht so genau, was er tun wird, er übt gerade noch für die neue Work-Life-Balance. "Ich lese im Moment auch während der Woche mal in einem Buch, sonst mache ich das eigentlich nur im Urlaub", erzählt der Airline-Manager im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Bisher habe sein Leben zu 90% aus Arbeit bestanden, gibt er zu.

Altersmilde ist er gegen Ende seiner Amtszeit jedenfalls nicht geworden. Noch immer ärgert ihn das Geschäftsgebaren des deutschen Marktführers Lufthansa, der spätestens seit der Pandemie das touristische Geschäft stärker für sich entdeckt hat – und damit der Condor kräftig Konkurrenz macht. Die Lufthansa-Tochter Discover "geht ganz bewusst mit Überkapazitäten auf unsere Strecken. Das ist das Mittel der Lufthansa, um unsere Condor vor Herausforderungen zu stellen." Lufthansa setze "auf eine klare Verdrängungsstrategie", findet der Condor-Chef, der selbst viele Jahre lang für den großen Wettbewerber gearbeitet hat. Klein beigeben ist indes seine Sache nicht, stattdessen hat Teckentrup im Gegenzug das Engagement des Ferienfliegers in nichttouristische Zielgebiete vor allem in Nordamerika stark ausgeweitet – das wird Lufthansa nicht gefallen, denn in diesem Verkehrsgebiet ist der Wettbewerb sowieso schon mörderisch.

"Ein ziemliches Brett"

Besonders interessant wird das Gekabbel vor dem Hintergrund, dass immer wieder über ein Zusammengehen von Lufthansa und Condor spekuliert worden war, vor allem als die ehemalige Condor-Muttergesellschaft Thomas Cook im Herbst 2019 pleitegegangen war. Kartellrechtlich wäre ein solcher Deal vermutlich nicht durchgegangen, wobei in der Pandemie eigene Gesetze galten. Auch schwer vorstellbar, wie die Zusammenarbeit zwischen Lufthansa-Chef Spohr und Teckentrup ausgesehen hätte. "Die Leute, mit denen ich arbeite, muss ich gut ertragen können", sagt Teckentrup, bei der Condor habe er sich die Teams entsprechend geformt. Legendär war viele Jahre der Teamgeist bei Thomas Cook unter der Ägide von CEO Peter Fankhauser und den beiden Airline-Chefs Teckentrup und Christoph Debus, die sich gegenseitig nichts neideten und Hand in Hand agierten. Der Gestaltungsspielraum für eine erquickliche Zusammenarbeit bei der Lufthansa wäre demgegenüber vermutlich überschaubar gewesen.

Es war der ehemalige Lufthansa-Aufsichtsratschef Jürgen Weber, der Teckentrup einst zur Beteiligung Condor entsandt hatte, um zu schauen, ob noch was zu retten ist. Ende 2003 war das, das Unternehmen war samt übergeordnetem Konzern tief in die Verlustzone gerutscht. "Ich war nicht sicher, ob das geht", sagt Teckentrup heute, "auf alle Fälle war das ein ziemliches Brett." Zumal für einen Airliner, der nach eigenen Angaben "keine Ahnung von Tourismus" hatte. Es gelang, und „danach hatte ich nie wieder das Gefühl, das geht schief für die Condor“, nicht mal bei der Cook-Pleite. Eine einfache Zeit war es dennoch nicht im Herbst 2019, Condor hatte 70 Mill. Euro in der Kasse, verbrannte täglich 8 Mill. Euro und wartete händeringend auf Staatshilfe. "Da hab ich wieder angefangen zu rauchen", gibt der Manager zu, der dreieinhalb Jahre zuvor damit aufgehört hatte.

Das Rauchen hat er mittlerweile wieder aufgegeben, vielleicht auch, weil "Condor sehr gut aufgestellt ist". Besonders viel Freude macht ihm der neue Markenauftritt mit den geringelten Fliegern – "Lufthansa könnte sich so nicht anmalen". Apropos Lufthansa: Der neue Condor-Chef ist auch ein ehemaliger Lufthanseat, Peter Gerber tritt sein Amt am 1. Februar an. Die beiden deutschen Airlines kommen irgendwie nicht voneinander los.