Bei Finanz Informatik voll im Element
Finanz Informatik bringt Buchholz ins Schwärmen
Von Annette Becker, Münster
Liane Buchholz fühlt sich sichtlich wohl in ihrer Rolle als Verbandschefin der westfälisch-lippischen Sparkassen. Endlich, muss man beinahe hinzufügen. Denn als die promovierte Finanzwirtschaftlerin vor fast acht Jahren vom Bundesverband Öffentlicher Banken (VÖB) nach Münster zum Sparkassenverband wechselte, wurde ihr nicht eben ein roter Teppich ausgerollt. Im Gegenteil: In einer Kampfabstimmung musste sie sich gleich gegen zwei Mitbewerber durchsetzen. Immerhin gelang das im ersten Wahlgang. Doch zunächst dominierte Skepsis, und zwar auf beiden Seiten.
Heute ist das Schnee von gestern. „Mit den Jahren ist es mir gelungen, das Vertrauensverhältnis zu den Mitgliedern meines Verwaltungsrats und den Sparkassenvorständen stetig auszubauen“, sagt Buchholz, die am 20. Januar ihren 60. Geburtstag feiert. So wurde ihr Vertrag 2020 und damit weit vor der Zeit bis März 2027 verlängert.
Herzensangelegenheit
Zu ihrem beruflichen Wohlbefinden hat zweifelsohne beigetragen, dass die einstige Professorin für Betriebswirtschaftslehre der Banken an der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin im vorigen Sommer den Aufsichtsratsvorsitz der Finanz Informatik (FI), dem IT-Dienstleister der Sparkassenfinanzgruppe, übernehmen durfte. Mit glänzenden Augen erzählt die umtriebige Verbandsfrau davon, was sie mit der FI vorhat, vom Neubau auf dem Sparkassencampus in Münster und wie sie es anstellen will, dass der FI-Standort künftig auch unter ansprechender Adresse firmiert. Einfach den Oberbürgermeister bezirzen, scherzt sie.
Doch Spaß beiseite. Die FI und das Thema KI liegen Buchholz am Herzen. Tief hat sie sich in die Materie eingearbeitet – für die Geschäftsführung der FI sicherlich Segen und Fluch zugleich. Ihre Aufsichtstätigkeit übt sie „mit Lust und Leidenschaft“ aus. Buchholz versteht sich als kompetente Sparringspartnerin. Erst vor wenigen Tagen fiel der Startschuss für ein Forschungs-Lab für Künstliche Intelligenz, eine Kooperation mit der Uni Münster.
Digitalthemen
Zu den Gründungs- und Förderpartnern und damit zu den Geldgebern des Forschungs-Labs gehören neben dem Sparkassenverband Westfalen-Lippe und der FI auch andere Verbundeinheiten, darunter auch der Dachverband DSGV. „Es ist mir gelungen, alle unter einen Hut zu bekommen. Darauf bin ich stolz“, strahlt Buchholz. Wer den vielstimmigen Chor der S-Finanzgruppe mit den zahlreichen Partikularinteressen kennt, weiß die Leistung zu würdigen.
Digitalthemen sind aber nicht nur ein Steckenpferd von Buchholz. Vielmehr gewinnen IT-Themen jedweder Couleur in den Sparkassen immer größere Bedeutung. So verwundert es auch wenig, dass die Verbandschefin auf die Frage nach den wichtigsten Themen für „ihre“ Sparkassen wie aus der Pistole geschossen antwortet: „Den Digitalisierungsprozess und damit die Standardisierung vorantreiben.“ Das hängt nicht zuletzt mit dem Fachkräftemangel zusammen, der es gerade kleineren Instituten erschwert, Personal anzuwerben. Das Personalthema ist daher auch das zweite wichtige Thema, das es aus Sicht von Buchholz anzupacken gilt. Daneben können sich die Sparkassen auch dem Thema Nachhaltigkeit nicht verschließen. An dieser Stelle sind die dezentral aufgestellten Institute stärker als andere Banken in der Bredouille, denn die Nähe zu den Kunden und langjährige Verbindungen verpflichten zur Unterstützung. Großbanken stellten dagegen eine Liste auf, welche Kunden künftig nicht mehr finanziert werden. „Für Sparkassen ist das kaum möglich. Wir müssen die Unternehmen bei der Transformation begleiten“, sagt Buchholz.
Fachkräftemangel
Die Enttäuschung über die erfolglose Kandidatur als DSGV-Präsidentin vor zwei Jahren hat Buchholz mittlerweile verdaut. Groll hegte sie ohnehin nie, wie sie versichert und fügt an: „Ich habe Respekt vor Mehrheitsentscheidungen.“ Zugleich räumt Buchholz ein, dass ihr Wort in der Gruppe inzwischen mehr Gewicht bekommen hat, denn Seniorität wird in der Organisation großgeschrieben. Mit ihren acht Jahren gehört die gebürtige Eisenacherin unter den Regionalpräsidenten inzwischen zu den Dienstältesten.
Einen neuen Anlauf für das Spitzenamt will sie jedoch nicht mehr unternehmen. „Ich kann mir nur schwer vorstellen, jetzt noch einmal etwas Anderes zu machen“, sagt die Verbandschefin, die ganz offen mit einer dritten Amtszeit in Münster liebäugelt. „Ich bin an dem Punkt angelangt, an dem ich durchaus noch säen, zugleich aber auch etwas ernten möchte.“