Vorstandsumbau

Bei Volkswagen bestimmen die Edelmarken den Kurs

Der personelle Umbau unter VW-Chef Oliver Blume setzt sich fort. Der für das Design der ID-Modelle verantwortliche Konzernvorstand verlässt das Unternehmen und wird durch den Porsche-Designchef ersetzt. Auch bei der Qualitätssicherung kommt es zu einem Wechsel.

Bei Volkswagen bestimmen die Edelmarken den Kurs

Von Sebastian Schmid, Frankfurt

Der Volkswagen-Konzern lässt in Bezug auf die kurze Ära von Herbert Diess kaum einen Stein auf dem anderen. Die Umsetzung des Anfang September vorgestellten Zehn-Punkte-Plans von CEO Oliver Blume zieht auch eine ganz andere personelle Aufstellung nach sich. Die markenübergreifenden Funktionen Qualität und Design werden neu aufgestellt, teilten die Wolfsburger am Mittwoch mit. Ziel sei „die engere Anbindung an die Hauptmarken Volkswagen Pkw, Audi und Porsche, um den konsequenten Fokus auf die Bedürfnisse der Kunden sicherzustellen“.

Im Ergebnis bedeutet dies vor allem, dass die Premiummarken Porsche und Audi in der VW-Gruppe unter Blume den Ton angeben werden. Die Leitung des Konzern-Designs soll bereits ab dem 1. Januar 2023 Michael Mauer übernehmen – zusätzlich zu seiner Funktion als Designchef bei Porsche. Der 60-Jährige hatte unter Diess’ Vorgänger Matthias Müller schon einmal die Designleitung inne und kehrt nun auf diesen Posten zurück.

Der aktuelle Designchef Klaus Zyciora, der unter anderem für die vergangenen drei Golf-Generationen und die ersten ID-Modelle verantwortlich zeichnete, wird den Autobauer derweil verlassen, um sich Aufgaben außerhalb des Konzerns zu widmen. Auch wenn Blume den 61-Jährigen in der Mitteilung lobt, mit seinem Team das Design von Volkswagen geprägt und die Marken für die Zukunft gestärkt zu haben, zeugt das vorgezogene Facelift für den ID.3 und die Ablehnung des Trinity-Konzepts von zuletzt gewachsener Unzufriedenheit mit der Arbeit des Chefdesigners. Schwerer noch als die Kritik an einzelnen Designs wiegt aber wohl der Vorwurf, dass bei Volkswagen zunehmend keine einheitliche Designsprache mehr zu erkennen sei. Bei Audi, Porsche, Škoda oder Cupra sind auch die Elektrovarianten klar der Marke zuzuordnen. Bei Volkswagen wurde mit den ID-Modellen eine komplett andere Designsprache gewählt.

Ähnlich kritisch wird das Qualitätsmanagement der Wolfsburger betrachtet. Der bereits über 60-jährige Michael Neumayer übernimmt daher Anfang 2023 zusätzlich zu seiner Funktion als Leiter Unternehmensqualität bei Audi auch im Gesamtkonzern die Verantwortung. Er löst Frank Welsch ab, der nach fast 30 Jahren im Konzern in den Ruhestand geht. Der 59-Jährige war bis Anfang 2021 Entwicklungschef von VW Pkw gewesen, ehe er Leiter des konzernweiten Qualitätsmanagements wurde.

Nach der im September erfolgten Neuaufstellung im Konzernvorstand sind laut VW nun alle Schlüsselfunktionen bei den Marken des Konzerns verortet: Produktion und Einkauf bei der Marke Volkswagen Pkw, Vertrieb und Qualität bei Audi sowie Design und Entwicklung bei Porsche. Die wesentlichen strategischen Weichen werden also künftig von Porsche- und Audi-Managern gestellt.