Digitalwährungen

Marcus stärkt Bitcoin-Payment

Mit Lightspark können Unternehmen Bitcoin-Zahlungen rund um die Uhr vornehmen. Damit gibt es endlich eine skalierbare Lösung für den Zahlungsverkehr.

Marcus stärkt Bitcoin-Payment

Marcus stärkt Bitcoin-Payment

Von Björn Godenrath, Frankfurt

David Marcus hat als Unternehmer in der Finanz- und Digitalwirtschaft schon so einiges mitgemacht. 1973 in Paris als Sohn eines rumänischen Vaters und einer iranischen Mutter geboren und dann in Genf aufgewachsen, lernte er schon mit acht Jahren die Computersprache Basic. Mit 23 gründete er GNT Telecom und dann Echovox, deren Abspaltung für Mobile Media Marketing Zong er für 240 Mill. Dollar an Paypal verkaufte.

Konzernkarriere durchlaufen

Dort ging er im Rahmen der Akquisition zunächst als Vice President an Bord, um eine Konzernkarriere zu starten. 2013 dirigierte er die Übernahme von Venmo, ein Meilenstein für Paypal im mobilen Bezahlen − und vielleicht der letzte richtige gute Move von Paypal bis heute. Mitte 2014 zog Marcus weiter zu Facebook, wo er Mobile Payment auf die Messenger-Plattform brachte. Vier Jahre später schloss er sich den frühen Blockchain-Aktivitäten von Mark Zuckerberg an. Mitte 2019 übernahm Marcus die Leitung der Libra Association, die später in Diem umbenannt wurde und einen globalen Stablecoin marktgängig machen sollte.

Mit dem Diem-Chefposten wurde David Marcus erstmals der breiten Öffentlichkeit bekannt, geriet das Projekt doch ins Kreuzfeuer der globalen Bankenaufseher und Notenbanken, die ihre Währungshoheit bedroht sahen. Nachdem das Projekt schließlich beerdigt wurde, gründete Marcus nach einer kleinen Auszeit im Frühjahr 2022 mit Lightspark ein neues Start-up-Unternehmen. Die Neugründung hat es sich zum Ziel gesetzt, die Verwendung von Bitcoin für Payment zu verbessern − in gewissem Sinne schließt sich der Kreis damit für Marcus.

Für die um Bedeutungsgewinn ringende Bitcoin-Branche ist Marcus ein Glücksfall, widmet sich in der von Aufschneidern und Gaunern geprägten Szene doch endlich mal ein richtiger Unternehmer dem Aufbau von Infrastruktur. Diese könnte dem von Satoshi Nakamoto angestrebten Ziel, die erste Digitalwährung als Zahlungsmittel zu nutzen, zum Durchbruch verhelfen. Bislang hat sich mit dem Aufbau von sogenannten Layer-2-Solutions, die auf der Bitcoin-Blockchain aufsetzen, herzlich wenig getan. Zwar gibt es auf der Retailseite Apps wie Strike und Bitnob, aber ansonsten nur das von Elizabeth Stark mit ihrer Firma Lightning Labs ins Rollen gebrachte Lightning Network.

Firmenkunden als Zielgruppe

Und genau da will Marcus nun ansetzen: Das Lightning Network zum Versenden und Empfangen von Bitcoin ist bislang nur etwas für Techies, die viel Zeit haben, die Ausrüstung für einen Server nebst Customising der Software selbst vorzunehmen. Dieses manuelle Mikromanagement ist zeitraubend und ineffektiv und somit für Unternehmen ungeeignet, es sei denn, sie nutzen die von Lightspark gebaute Plattform. Das gibt es natürlich nicht umsonst: Für die einfachste Nutzung der Schnittstelle zahlen Firmenkunden 1.500 Dollar monatlich. Für diese Bepreisung musste sich Marcus prompt auf Twitter gegenüber den Alles-sollte-umsonst-sein-Protagonisten rechtfertigen.

Das Lightning Network hat aber bislang nur eine schlappe Netzwerk-Kapazität von 158 Mill. Dollar. Damit es wachsen und irgendwann relevant werden soll, braucht es genau solche Plattformen wie Lightspark, die für Skalierung und einfache Nutzung sorgen. Venture Capital im Umfang von rund 170 Mill. Dollar hat das Start-up von Andreessen Horowitz, Paradigm, Matrix Partners und der eher traditionell verorteten Coatue erhalten.

Kosmopoliten mit Hang zum Coden wie David Marcus sind prototypisch für die digitale Finanzwirtschaft. Es bleibt zu hoffen, dass sich solche Unternehmer mit seriösem Background durchsetzen gegenüber den Bitcoin-Spekulanten und Fantasten. Es braucht eine neue Kultur, die sich stärker auf die tatsächliche Verwendung von Bitcoin konzentriert. Denn diese verläuft trotz des Taproot-Upgrade im Schneckentempo, während Ethereum sich berechenbar und flott weiterentwickelt.

Davis Marcus
Von Björn Godenrath, Frankfurt
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