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Bret Tayler nimmt auch bei Salesforce seinen Hut

Bret Taylor machte als Verwaltungsratschef von Twitter eine glücklose Figur. Kurz nach seinem Rauswurf durch Musk gibt er auch seinen Co-CEO Posten bei Salesforce auf. Die Doppelspitze hielt nur ein Jahr.

Bret Tayler nimmt auch bei Salesforce seinen Hut

Von Heidi Rohde, Frankfurt

Bret Taylor räumt derzeit einen Posten nach dem anderen. Der bisherige Co-CEO von Salesforce tritt überraschend per Ende Januar ab, nur ein Jahr nachdem er zusammen mit Marc Benioff eine Doppelspitze bei dem SAP-Rivalen gebildet hatte. Benioff, der Salesforce vor zwei Jahrzehnten gegründet hatte, wird damit alleiniger Vorstandschef und Verwaltungsratsvorsitzender des Konzerns.

Die Salesforce-Aktie brach im frühen Handel an der Nasdaq um fast 10 % ein, nachdem der Konzern mit dem Ausblick fürs Schlussquartal enttäuscht hatte. Der Spezialist für das digitale Management von Kundenbeziehungen (CRM) rechnet im Schlussquartal mit einem Umsatzwachstum von 8 bis 10 %, während die Erlöse zuletzt noch um 14 % auf 7,8 Mrd. Dollar im dritten Quartal zugelegt hatten. Der Nettogewinn war aufgrund eines Kostenschubs allerdings auf 210 Mill. Dollar von zuvor 468 Mill. eingebrochen.

Taylor war seit sechs Jahren bei Salesforce und für das Tagesgeschäft zuständig. Er gilt auch als treibende Kraft hinter der 28 Mrd. Dollar schweren Übernahme des Bürokommunikationsspezialisten Slack, deren Preis einigen Investoren inzwischen sauer aufstößt. Die Salesforce-Aktie hat im laufenden Jahr bisher 36% verloren, überproportional zu anderen Tech-Schwergewichten.

Die Vita des erst 43-Jährigen offenbart eine Reihe erster Adressen der Techszene im Silicon Valley. Der umtriebige Manager war bereits Technikchef der damaligen Facebook und gehörte früh bei Google zu den Initiatoren der Killer-App „Maps“, wie Branchenbeobachter sagen. Zu Salesforce stieß er 2016 durch die Übernahme des von ihm gegründeten Start-ups Quip.

Bis vor wenigen Wochen stand Taylor noch an der Spitze des Verwaltungsrats von Twitter, den Elon Musk nach der turbulenten Übernahme des Kurznachrichtendienstes umgehend feuerte.

Während einige Analysten zu­nächst davon ausgingen, dass sich der Manager daraufhin voll und ganz seiner Aufgabe bei Salesforce widmen könnte, ist zu vermuten, dass er sich in dieser Rolle im vergangenen Jahr einige Versäumnisse zur Last legen lassen muss. Denn an die Verwaltungsratsspitze von Twitter wurde der Manager ebenfalls erst vor rund einem Jahr gewählt. Dort hatte er sich seine Aufgabe wahrscheinlich entspannter vorgestellt, als unmittelbar ins Visier von Musks Attacken auf Twitter zu geraten und schließlich einen von erratischen Ankündigungen des Tesla-Gründers begleiteten Übernahmeprozess begleiten zu müssen.

„Bittersüßer Moment“

Nun ließ Taylor wissen, er kehre „nach reiflicher Überlegung zu seinen Wurzeln als Unternehmer“ zurück. Salesforce sei in bester Verfassung, das Team sei „auf allen Zylindern“ am Werk. Es sei daher die „rechte Zeit, um abzutreten“. Benioff, der noch im September zusammen mit Taylor auf der Firmenmesse Dreamforce auf der Bühne stand, sprach von einem „bittersüßen Mo­ment“. Unterdessen äußerten einige Analysten Skepsis über die Ge­schäftsaussichten von Salesforce. Die Royal Bank of Canada kürzte das Kursziel von 235 auf 200 Dollar, Deutsche Bank ebenfalls. J.P. Morgan rechnet mit einem „heftigen Sturm im Winter.“

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