Cewe-Vorstandschef muss Hut nehmen
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Die Mitteilung, dass der Vertrag des seit Mitte 2017 amtierenden Vorstandsvorsitzenden des Fotodienstleisters Cewe, Dr. Christian Friege, nicht über das Ende dieses Jahres hinaus verlängert wird, ist bei Anlegern schlecht angekommen. Die Aktie des Oldenburger Unternehmens rutschte am Freitag um 6,1% auf 97,10 Euro ab. Cewe war damit drittgrößter Tagesverlierer im SDax.
Friege (Jahrgang 1966) geht gegen den Willen des Aufsichtsrats der börsennotierten Cewe Stiftung & Co. KGaA, der jedoch nicht über die Besetzung des Vorstands bestimmt. „Wir hätten eine Vertragsverlängerung sehr befürwortet und danken Herrn Dr. Friege ausdrücklich für die geleistete Arbeit und seine Zusage, im Interesse des Unternehmens eine reibungslose Übergabe zu ermöglichen“, erklärte Aufsichtsratschef Otto Korte in einer eigenen Mitteilung des Gremiums. Friege habe nach Überzeugung des Aufsichtsrats die positive Unternehmens- und Ertragsentwicklung wesentlich geprägt. Für das abgelaufene Geschäftsjahr soll die Dividende das 13. Jahr in Folge auf die neue Höchstmarke von 2,35 Euro je Aktie steigen.
Auch die Erben des Unternehmensgründers Heinz Neumüller signalisierten als mit einem Anteil von 27,1% größter Cewe-Anteilseigner ihr Bedauern. „Herr Dr. Friege hat zu jeder Zeit unser volles Vertrauen genossen und wir hätten eine Vertragsverlängerung sehr begrüßt.“
Dass der promovierte Diplom-Kaufmann, der seit Anfang 2016 dem Cewe-Vorstand angehört, gehen muss, geht auf eine mehrheitliche Entscheidung im Kuratorium der Neumüller Cewe Color Stiftung zurück. Dieses Gremium führt als persönlich haftende Gesellschafterin die Geschäfte der Cewe Stiftung & Co. KGaA und entscheidet über den Vorstand. Dem Kuratorium gehören sechs Personen an, darunter Otto Korte als einziges Mitglied des Aufsichtsrats des Unternehmens. Als Grund für die Entscheidung führte Cewe in einer Mitteilung den Kuratoriumsvorsitzenden und langjährigen Vorstandschef von Cewe, Dr. Rolf Hollander, mit dem Verweis auf unterschiedliche Auffassungen über die Unternehmensführung an.
Ungleiches Rollenverständnis
Von einem Dissens in Fragen der Unternehmensentwicklung oder der strategischen Ausrichtung des Fotodienstleisters ist in den Mitteilungen nicht die Rede. So dürften differierende Meinungen zu Rollenverständnis und Austausch zwischen dem Chefaufseher, der von 1992 an dem Cewe-Vorstand angehörte und von 2002 bis 2017 den Vorsitz innehatte, und dem Vorstandsvorsitzenden für den Beschluss maßgeblich sein. In der Cewe-Mitteilung lässt sich Hollander mit den Worten zitieren, das Kuratorium bedanke sich „beim gesamten siebenköpfigen Vorstand für die erfolgreiche Führungsarbeit der letzten Jahre“. Eine persönliche Würdigung der Verdienste von Friege durch Hollander findet sich dort nicht.