Chinas Korruptionswächter gehen gegen Retailbanker Huiyu vor
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Das Rätselraten um die plötzliche Abberufung des langjährigen Spitzenmanagers der China Merchants Bank (CMB), Tian Huiyu (56), hat sich am Freitag weitgehend aufgeklärt, nachdem Chinas oberster Korruptionswächter ein Ermittlungsverfahren wegen „schwerer Verstöße gegen Disziplin und Gesetz“ ankündigte. Dabei handelt es sich um eine Standardformulierung, mit der die als Kontrollorgan der Kommunistischen Partei fungierende Central Commission for Discipline Inspection (CCDI) Ermittlungen wegen Korruptionsverdacht gegenüber Politikern, Funktionären und Managern von Unternehmen und Finanzinstituten ankündigt. Die einmal so angekündigten Verfahren enden praktisch ausnahmslos in einer Verurteilung zu langjährigen Haftstrafen.
Im Herbst hatte die chinesische Parteiführung eine neue Antikorruptionskampagne mit Fokus auf die Finanzdienstleistungsbranche angekündigt. Seitdem sind Dutzende von chinesischen Bankern und Funktionären bei Finanzregulierungsbehörden mit Ermittlungsverfahren konfrontiert worden. Im Falle von Tian hatte es einen Überraschungsmoment gegeben, weil der zu den erfolgreichsten Bankern im Reich der Mitte zählende President der CMB bereits am Dienstag auf Beschluss des Boards ohne Angaben von Gründen mit sofortiger Wirkung seiner Position enthoben worden war.
Der plötzliche Rauswurf von Tian, unter dessen neunjähriger Regie die CMB sich zu Chinas führender Retailbank gemausert hatte, ist den Aktionären auf den Magen geschlagen. Nach Bekanntgabe der Abberufung von Tian hatte die sowohl in Hongkong als auch Schanghai notierte CMB-Aktie mehr als 15% ihres Werts verloren, erholte sich aber am Freitag etwas. Zum Nachfolger von Tian in der Position des President wurde CFO Wang Liang berufen.