Finanzplatz London

City-Minister Afolami will den Apparat erneuern

Bim Afolami hat sich die Runderneuerung des britischen Verwaltungsapparats auf die Fahnen geschrieben. Als neuer City-Minister dürfte er den Finanzaufsichtsbehörden Beine machen.

City-Minister Afolami will den Apparat erneuern

City-Minister will den Apparat erneuern

Von Andreas Hippin, London

Londons Finanzaufseher und Karrierebeamte werden den neuen City-Minister Bim Afolami (37) schnell fürchten lernen. Der ehemalige HSBC-Banker und Anwalt einer „Magic Circle“-Kanzlei hat sich die Runderneuerung des Verwaltungsapparats auf die Fahnen geschrieben. Anfang der Woche löste er im Zuge einer Kabinettsumbildung Andrew Griffith als Economic Secretary to the Treasury ab. Damit ist er der neue Verbindungsmann zwischen Schatzamt und City. In seinen Aufgabenbereich fallen nicht nur die Regulierung und Besteuerung der Finanzbranche, sondern auch Förderbanken und die Münzanstalt Royal Mint.

Wir haben jetzt einen ernsthaften, reformwilligen Premierminister, der Probleme lösen und die Dinge wieder in Gang bringen will. Er setzt alle Hebel in Bewegung, die der Regierung zur Verfügung stehen. Aber viel zu wenige dieser Hebel sind mit etwas verbunden, das funktioniert.

Bim Afolami

„Wir haben jetzt einen ernsthaften, reformwilligen Premierminister, der Probleme lösen und die Dinge wieder in Gang bringen will“, schrieb er Ende Mai in einem Gastbeitrag für den „Telegraph“. „Er setzt alle Hebel in Bewegung, die der Regierung zur Verfügung stehen. Aber viel zu wenige dieser Hebel sind mit etwas verbunden, das funktioniert.“ Großbritannien stecke in einem Sumpf aus schlecht konstruierten und widersprüchlichen regulatorischen Anforderungen. Die Zahl der Normenkontrollverfahren sei explosionsartig gewachsen.

"Unabhängigkeit ist nicht Immunität"

Und dann kommt der Satz, der den Aufsehern von Financial Conduct Authority (FCA) und Prudential Regulation Authority (PRA) kalte Schauer über den Rücken gejagt haben dürfte: „Regulierer sollten unabhängig sein, aber Unabhängigkeit ist nicht Immunität.“ Der Ruf danach, die Aufsicht zu beaufsichtigen, ist nicht neu. Im neuen Finanzdienstleistungs- und Finanzmarktgesetz hat ihr die Regierung neue Ziele gesetzt: Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum. Unter Andrew Bailey an der Spitze der Bank of England hatte die dort angesiedelte PRA erbitterte Rückzugsgefechte gegen die von Schatzkanzler Jeremy Hunt vorangetriebene Reform von Solvency II geführt, die dringend benötigte Mittel für Infrastruktur- und Wachstumsinvestitionen freisetzen sollte.

Das Parlament brauche qualifizierte Experten, die das Handeln der Aufsicht unter die Lupe nehmen, argumentiert Afolami. Er gehört auf jeden Fall dazu: Der Sohn eines nigerianischen Arztes und einer britischen Apothekerin besuchte Eton College und studierte in Oxford am University College Geschichte. Dort fand er einen Freund und Mentor in Robin Butler, mittlerweile Baron Butler of Brockwell, der für ein Jahrzehnt der ranghöchste Beamte des Landes war.

Karrierestart in "Magic Circle"-Kanzlei

Afolami arbeitete als Anwalt für Freshfields Bruckhaus Deringer, dann für Simpson Thacher & Bartlett. Danach stieg er bei der britischen Großbank HSBC ein, wo er als Vice President an den Themen Restrukturierung und Strategie arbeitete. Im Juni 2017 wurde er im Alter von 31 Jahren zum Unterhausabgeordneten für den Wahlkreis Hitchin & Harpenden gewählt. Der Vater von drei Söhnen brachte die Regulatory Reform Group an den Start, eine Gruppe von Tory-Abgeordneten, die sich für eine Erneuerung des aufsichtsrechtlichen Systems einsetzt. Zudem gehört er der parteiübergreifenden Parlamentariergruppe an, die sich mit Finanzmärkten und Finanzdienstleistungen befasst.

"Ich weiß, dass ich Glück gehabt habe."

Politiker wie Afolami, Kemi Badenoch oder Kwasi Kwarteng werden gerne präsentiert, um zu belegen, dass es in Großbritannien keine Diskriminierung gebe. Im Gespräch mit einer Lokalzeitung sagte Afolami einmal, dass er durchaus Rassismus erfahren habe, vor allem in seiner Jugend. Das hört man nicht oft von konservativen Politikern. „Ich weiß, dass ich Glück gehabt habe“, sagte er zu „Hitchin Nub News“. Im Südosten, wo er aufgewachsen sei, habe es nicht viel Kriminalität gegeben, keine Spannungen zwischen unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen. Er habe es auch nie mit der Polizei zu tun bekommen. „Ich bin aber immer sehr vorsichtig, aus meinen Erfahrungen den Schluss zu ziehen, dass es keinen Rassismus gäbe“, sagte Afolami. „Aber ich denke, dass sich das Land in den vergangenen 20 bis 30 Jahren enorm verändert hat.“

Griffith bekam einen neuen Posten als Staatssekretär für Wissenschaft, Forschung und Innovation.

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