Die Hongkonger Investmentbank CLSA nimmt eine besondere Stellung am Finanzplatz der Sonderverwaltungszone ein und vertritt eine westlich geprägte Finanzmarktkultur mit chinesischen Elementen und panasiatischem Horizont. Vor Corona war das jährliche Finanzforum der CLSA ein absolutes Highlight, für das der Organisator keinen Aufwand scheute, um eine glamouröse Aura zu schaffen. Die Liste der Stargäste bei CLSA-Konferenzen reicht vom einstigen US-Zentralbankchef Alan Greenspan über den Ex-Präsidenten Bill Clinton bis zum Hollywood-Star George Clooney.

Seit 2019 war der Deutsche Kai Kaufmann als Head of Corporate Access & Client Strategy in der Rolle des Kundenfängers und Event-Managers für das glamouröse CLSA-Forum und andere wichtige Konferenzen der Bank verantwortlich. Ab sofort ist er es nicht mehr. Wie nun bekannt wurde, hat sich die CLSA mit sofortiger Wirkung von Kaufmann ge­trennt. Die Entscheidung wurde dem Vernehmen nach in Peking getroffen und zwar seitens der Muttergesellschaft von CLSA. Das ist wiederum niemand Geringeres als Chinas größtes und selbstverständlich staatskontrolliertes Brokerhaus Citic Securities.

Nach Informationen von Bloomberg hat sich Kaufmann damit in die Nesseln gesetzt, dass er den Vorschlag machte, die nächste anstehende CLSA-Konferenz ausnahmsweise nach Singapur zu verlagern, wo CLSA ebenfalls tätig ist. Hintergrund sind die laufenden und von Peking mitdiktierten Corona-Restriktionen in Hongkong, die ein großes Get-together und die Anreise von ausländischen Bankern verhindern und die Konferenz erneut zu einem tristen virtuellen Online-Event verdammen würden. In Singapur hingegen kann sich die asiatische Investmentbankerszene ungehindert treffen.

Kaufmann hat Erfahrung in dieser Hinsicht. Zwischen 2008 und 2019 war er in einer ähnlichen Rolle bei der Deutschen Bank für deren große Investorenkonferenzen in Asien zuständig, bevor er zur Hongkonger CLSA wechselte. In der gegenwärtig ultraangespannten Atmosphäre rund um Chinas Corona-Nulltoleranzpolitik und das Tauziehen zwischen der von Peking ferngesteuerten Hongkonger Regierung und der Finanzgemeinde um eine branchengerechte Lockerung der Restriktionen scheint Kaufmanns Vorschlag wohl als politischer Affront wahrgenommen worden zu sein.