Colin Powell †
det
Während seiner Bilderbuchkarriere im Militär und später in der Politik hatte der ehemalige US-Außenminister Colin Powell immer wieder schwer bezwingbare Hindernisse überwunden. Völlig überraschend meldete am Montag seine Familie, dass der Viersternegeneral im Alter von 84 Jahren an den Folgen einer Erkrankung an dem Coronavirus gestorben ist.
Der Sohn jamaikanischer Einwanderer, der im New Yorker Stadtteil Bronx geboren wurde, diente 35 Jahre lang in der US-amerikanischen Armee, wo er es als erster Afroamerikaner zum Rang des Viersternegenerals brachte. 1987 berief der damalige republikanische Präsident Ronald Reagan den dekorierten Offizier zum Nationalen Sicherheitsberater. Zwei Jahre später wurde Powell von Präsident George H. W. Bush zum Generalstabchef ernannt. In dieser Funktion steuerte er die Streitkräfte durch insgesamt 28 internationale Krisen, unter anderem die Invasion Panamas und später die „Operation Wüstensturm“, jene Militäraktion gegen Saddam Hussein, die den ehemaligen irakischen Diktator aus Kuwait vertrieb.
Einen Höhepunkt erreichte Powells steile Laufbahn im Jahr 2001, als der 43. Präsident George W. Bush ihn zum Außenminister ernannte. Geprägt war diese Karrierestation allerdings von der Kontroverse um den Irakkrieg. Bushs Top-Diplomat war einerseits gegen den Einmarsch. Schließlich verletzte dieser seine sogenannte „Powell-Doktrin“, wonach ein Angriff unter anderem voraussetzt, dass sämtliche anderen Möglichkeiten erschöpft sind, ein überzeugender Sieg zu erwarten ist und die internationale Staatengemeinschaft die Aktion unterstützt. Andererseits gab der Minister schließlich dem Druck der neokonservativen Mitglieder der Bush-Regierung nach und musste sich den Vorwurf gefallen lassen, die Vereinten Nationen belogen zu haben. In der umstrittensten Rede seiner langen Karriere behauptete Powell darin unter anderem, die US-Geheimdienste würden über unwiderlegbare Beweise darüber verfügen, dass Saddam Hussein im Besitz von Massenvernichtungswaffen sei.
Der UN-Auftritt galt als eine der Initialzündungen für den viel kritisierten Einmarsch im Irak und führte dazu, dass Powell Anfang 2005 zurücktreten musste. Trotz der Kontroverse zählt er bis heute zu den populärsten US-Politikern der letzten 30 Jahre. Sowohl seine republikanischen Parteifreunde als auch Demokraten umwarben den General und baten ihn, als Präsidentschaftskandidat anzutreten, wogegen er sich aber stemmte. Während des Wahlkampfs 2020 unterstützte Powell, mittlerweile politisch unabhängig, den demokratischen Kandidaten Joe Biden.