CPI-Großaktionär Vitek auf Einkaufstour
Von Helmut Kipp, Frankfurt
Wenn Radovan Vitek im Rampenlicht steht, geht es meist um einen Immobiliendeal. Oder einen Streit. Ansonsten meidet der tschechische Milliardär die Öffentlichkeit. Auch geschäftlich agiert er gern im Hintergrund. Bei seinem wichtigsten Investmentvehikel, der in Luxemburg ansässigen CPI Property Group, gehört der Oligarch weder dem Management noch dem Board of Directors an.
Derzeit liest man seinen Namen häufiger in der Zeitung. Das hängt mit den Investments bei österreichischen Immobilienunternehmen zusammen. An der auf Büro- und Einzelhandelsgebäude spezialisierten Immofinanz hat sich Viteks CPI Property inzwischen 48,2% der Aktien gesichert. Es ist gelungen, das Störfeuer des Rivalen S Immo auszuschalten, die mit einem Teilangebot versuchte, die Akquisition zu torpedieren. Auch der für seine rabiate Kritik bekannte Hedgefonds Petrus Advisers reicht sein Immofinanz-Paket an CPI weiter. Nach Ablauf des offiziellen Übernahmeangebots dürfte Viteks Firma über eine deutliche Mehrheit verfügen.
Damit nicht genug. Bei der kleineren S Immo ist der 51-Jährige ebenfalls am Ball. CPI liegt nämlich mit einer auf 16,1% aufgestockten Beteiligung quasi in Lauerstellung. Weiteren Einfluss gibt es über Immofinanz, die 26,5% an S Immo hält.
Gelänge es nun, das auf 15% angesetzte Höchststimmrecht von S Immo zu knacken, wäre der Weg für CPI frei. In der Angebotsunterlage für Immofinanz nennt der Bieter zwei Handlungsoptionen. Eine ist die Verschmelzung der beiden österreichischen Unternehmen. In diesem Falle würde Vitek eine Teilkonsolidierung der börsennotierten Wiener Immobilienfirmen zustande bringen, an der sich in den zurückliegenden Jahren Investoren und Manager regelmäßig die Zähne ausgebissen haben. Die andere Option: ein Verkauf des Aktienpakets, das Immofinanz an S Immo hält.
Deal mit Ringo Starr
Vitek lebt in Crans-Montana in der Schweiz, ist in zweiter Ehe verheiratet und hat vier Kinder. Im Jahr 2015 kaufte er dem Beatles-Schlagzeuger Ringo Starr das Rydinghurst-Anwesen in England ab. Das Magazin „Forbes“ veranschlagt sein Vermögen auf 4,7 Mrd. Dollar. Das reicht für Platz 589 in der Reichenliste der Zeitschrift.
Der Milliardär gilt als gewiefter Investor, der auch zu rabiaten Methoden greift. Die zu seinem Imperium gehörende Crans-Montana Bergbahn CMA stellte 2018 kurzerhand bei besten Schneeverhältnissen den Betrieb ein, als es mit der Schweizer Gemeinde zu einem finanziellen Streit kam. Das brachte ihm die Bezeichnung „Rüpel-Investor“ ein. Aber Vitek hat ein feines Gespür für Geschäfte. Er nutzt Sondersituationen wie den Fall des Eisernen Vorhangs und die Finanzkrise und investiert gegen den Trend, indem er bei Unterbewertungen zugreift.
Den Grundstein für sein Vermögen legte Vitek zu Beginn der 1990er Jahre in der Coupon-Privatisierung zur Einführung der Marktwirtschaft in der ehemaligen Tschechoslowakei. Mit Partnern gründete er eine Firma, die mit den Coupons handelte, mit denen Staats- und Privateigentum überführt wurde. Später erwarb er einen Investmentfonds, aus dem CPI entstand, und expandierte durch den Erwerb von Einzelhandels-, Büro- und Wohnimmobilien. 2014 entstand die heutige CPI Property aus dem Zusammenschluss mit der Berliner GSG Group, einem Betreiber von Gewerbeimmobilien.
Ende September 2021 verfügte CPI über 11,9 Mrd. Euro Immobilienvermögen, das zur Hälfte auf Büros entfällt und darüber hinaus Einzelhandelsobjekte, Wohnungen, Hotels und Ferienanlagen umfasst. Mit Immofinanz kämen 5 Mrd. Euro hinzu und gegebenenfalls mit S Immo weitere 2,7 Mrd. Euro. Regionale Schwerpunkte sind Tschechien und Deutschland, aber auch in Polen, Italien und Ungarn hält CPI größere Bestände.
Die Aktie notiert im General Standard der Frankfurter Börse, allerdings mit geringem Streubesitz. Vitek disponiert über 88,8% der Anteile, der Finanzinvestor Apollo über 5,5%. Zur Finanzierung greift CPI auf Bonds und ewige Anleihen (Perpetuals) zurück. Im Januar wurden nachhaltigkeitsorientierte Anleihen im Volumen von 700 Mill. Euro emittiert. Die Ratingagentur S&P bewertet die Schuldverschreibungen mit „BBB“, Moody’s mit „Baa2“, im unteren Investment-Grade-Bereich.