Archegos-Pleite

Credit Suisse entlässt zwei Vorstände

Die Archegos-Pleite kostet die Konzernleitung der Credit Suisse den ganzen Jahresbonus. Zwei von ihnen verlieren auch noch ihren Job.

Credit Suisse entlässt zwei Vorstände

Von Daniel Zulauf, Zürich

Die Archegos-Pleite kostet die Konzernleitung der Credit Suisse den ganzen Jahresbonus. Zwei von ihnen verlieren auch noch ihren Job.

Prominentes Opfer ist die 54-jährige Risikochefin Lara Warner, die unter dem vormaligen CEO Tidjane Thiam ins Topmanagement aufgestiegen war. Die gebürtige Australierin war seit 2002 für die Credit Suisse tätig und hatte sich dort von der Aktien- und Bondanalystin zur Betriebs- und Finanzchefin der Investment Bank hochgearbeitet. 2015 wurde sie von Thiam zur Leiterin der Compliance-Stelle ernannt und in die Konzernleitung berufen.

Warners Aufstieg bei der Bank stand stark im Zeichen des US-Steuerstreits­, den die Bank 2014 mit einer Vergleichszahlung über 2,6 Mrd. Dollar beigelegt hatte. Für das quantitative Risikomanagement holte die Bank den Schweizer Joachim Oechslin, der diesen Job von 2007 bis 2013 bei der Münchener Rück ausgeübt hatte. 2019 wurde der 51-jährige Oechslin zum Stabschef des CEO ernannt. In der Folge avancierte Warner zur alleinigen Risikochefin. Seit gestern hat wieder Joachim Oechslin die Verantwortung für die Risikoüberwachung – interimistisch, wie es in einer Mitteilung der Bank heißt.

Warners Entlassung ist keine Überraschung. Die Managerin war schon im Zug des Greensill-Skandals in die Kritik geraten. So soll sie den Greensill-Gründer Lex Greensill persönlich gekannt und im Herbst 2020 eine Kreditlimite über 160 Mill. Dollar an den aufstrebenden Unternehmer bewilligt habe, der mit der Insolvenz des Lieferketten-Finanzierers notleidend geworden ist. Ob Warner in diesem Zusammenhang Fehler gemacht hat, wie manche Medien behaupten, ist allerdings nicht er­wiesen.

Auch für den Investment-Bank-Chef Brian Chin sind die Tage bei der Bank gezählt. Der 44-jährige Amerikaner war 18 Jahre für den Konzern tätig, ab 2016 als Co-CEO der Investment Bank und Leiter der Trading-Abteilung („Global Markets“) und seit einem Jahr als alleiniger CEO der Investment Bank.

Die Archegos-Verluste fallen klar in Chins Zuständigkeitsbereich. Dieser ist für das Debakel allerdings nicht allein verantwortlich. Dementsprechend hat die Bank weiteren Topleuten an der Wall Street gekündigt, wie Finanzmedien in der Schweiz unter Bezugnahme auf ein internes Memo berichten.

Zum neuen Chef der Investment Bank avanciert der 54-jährige Christian Meissner. Der Österreicher war erst im Frühjahr 2020 in die Schweiz gekommen. Zunächst als einfacher Verwaltungsrat der Vermögensverwaltungsbank Julius Bär. Nur wenige Monate nach der Wahl holte ihn im Oktober die Credit Suisse an Bord. Dort wurde er zuerst Vizepräsident der Investment Bank und Co-Leiter des Vermögensberatungsgeschäftes für reiche Unternehmerkunden.

Meissner blickt auf eine lange Karriere als Investmentbanker zurück. Bis 2019 leitete er das Geschäft für den US-Finanzriesen Bank of America Merrill Lynch. Als Europäer nahm er in dieser Funktion eine Sonderstellung an der Wall Street ein. Von 2004 bis 2008 war der Manager als Co-CEO für Europa und den Nahen Osten bei Lehman Brothers tätig. Nach deren Insolvenz wechselte er als Leiter des globalen Investment Banking zu Nomura nach London.

Meissners Reputation als Star-Investmentbanker gründet auf seiner Zeit bei Goldman Sachs, wo er 1994 begann und zum Partner und Co-Head des Aktienkapitalmarktgeschäfts in Europa mitten im Dotcom-Boom aufgestiegen war. Davor war er bei Morgan Stanley und Deutsche Bank.