Nachfolgerin von Martin Daum

Karin Rådström wird CEO von Daimler Truck

Die Favoritin setzt sich durch: Die Schwedin Karin Rådström wird Vorstandsvorsitzende von Daimler Truck. Bisher leitet die ehemalige Scania-Managerin das Geschäft in Europa und Lateinamerika und die Marke Mercedes-Benz Lkw.

Karin Rådström wird CEO von Daimler Truck

Ehemalige Scania-Managerin
steuert Daimler Truck

Von Joachim Herr, München

Karin Rådström folgt Martin Daum an der Spitze des Vorstands von Daimler Truck. Am 1. Oktober findet der Wechsel statt, wie der Lkw- und Bushersteller nun angekündigt hat. Die 45 Jahre alte Schwedin, die 2021 vom Konkurrenten Scania in den Vorstand von Daimler Truck gewechselt war, galt seit längerem als Favoritin für den Chefposten. Daneben wurden in der Branche Technikvorstand Andreas Gorbach (49) gute Chancen gegeben.

Aufsichtsratschef Joe Kaeser hatte schon auf der Hauptversammlung Mitte Mai den Abschied von Daum angekündigt. Der 64 Jahre alte Badener ist seit 1987 im Konzern und seit 2019 Vorstandsvorsitzender. Er bleibt noch bis Ende dieses Jahres Vorstandsmitglied „und unterstützt damit einen reibungslosen Übergang“, wie Daimler Truck mitteilt.

Zweite Frau an der Spitze im Dax

Die Ingenieurin Rådström wird die zweite Frau sein, die an der Vorstandsspitze eines der 40 Dax-Unternehmen steht. Die Spanierin Belén Garijo (64) leitet seit Mai 2021 den Chemie- und Pharmakonzern Merck in Darmstadt. Im siebenköpfigen Vorstand von Daimler Truck ist Rådström seit April dieses Jahres nicht mehr die einzige Frau: Eva Scherer (40), die 20 Jahre lang für Siemens tätig war, ist für Finanzen zuständig.

Rådström, Scherer und Gorbach stehen für die Generation unter 50 im Vorstand. Die anderen drei Mitglieder sind 56, 58 und 64 Jahre alt. Prämisse für die CEO-Vorauswahl sei außer der Industrieerfahrung das Alter gewesen, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Joe Kaeser in einem Online-Pressegespräch. „Die Person sollte möglichst zwei Vorstandsperioden machen.“ Also acht oder zehn Jahre. Grund sei die Transformation der Branche vom Verbrennungsmotor zu Batterie- und Wasserstoffantrieb, die länger als vier bis fünf Jahre dauere.

Schwache Nachfrage

Rådström ist bisher für die Regionen Europa und Lateinamerika und die dort präsente Marke Mercedes-Benz Lkw verantwortlich. Die Profitabilität dieses Segments ist unter ihrer Führung deutlich gestiegen. Die Schwedin hat den Service ausgebaut, das Geschäft stärker an den Kunden orientiert und das Lkw-Angebot gestrafft. Wegen der schwachen Nachfrage in Europa ist die Marge zuletzt gesunken, da die Produktionskapazitäten bei weitem nicht ausgelastet sind. Im größten Werk in Wörth bei Karlsruhe ist seit Beginn dieses Monats die Hälfte der rund 10.000 Beschäftigten in Kurzarbeit.

Der Betriebsratsvorsitzende Michael Brecht sagte, er sei davon überzeugt, dass Karin Rådström eine gute Wahl sei, um die Aufgaben der Zukunft zu meistern. Diese seien nicht einfach. Brecht hat schon mehrmals das Kostenziel von Daimler Truck kritisiert. „Die Kosten sind wichtig, aber wir brauchen das beste Produkt, die besten Services und müssen die Marktdurchdringung genauso im Auge haben“, betonte Brecht, der auch stellvertretender Aufsichtsratschef ist.

Hoher Anspruch

Kaeser lobte die künftige Vorstandschefin, sie habe in kurzer Zeit ein Segment mit null Gewinn zu einer respektablen Ertragsgröße geführt. Die Bedingungen seien nicht einfach gewesen. Er erinnerte an die Corona-Pandemie und Engpässe in den Lieferketten. Der ehemalige Konzernchef von Siemens machte aber auch seine Ambitionen für Daimler Truck deutlich: „Nicht nur das größte Truck-Unternehmen in der Welt zu sein, sondern auch das ertragsreichste und das wertvollste, muss unser Anspruch sein.“

Ohne den Namen zu nennen, zieht Kaeser einen Vergleich mit dem US-amerikanischen Konkurrenten Paccar, der an der Börse knapp 45 Mrd. Euro wert ist. Daimler Truck liegt bei 26 Mrd. Euro. „Dafür gibt es überhaupt keinen Grund, wenn man schaut, was die können und was wir können.“

Im Vorstand bleibt Rådström zunächst für Mercedes-Benz Trucks verantwortlich, bis über ihre Nachfolge entschieden ist.

Kaeser berichtete, Rådström werde dafür dem Aufsichtsrat Vorschläge machen. Ziel sei eine zügige Nachbesetzung. Wegen der schwachen Nachfrage, gebe es viel Arbeit.